tl;dr: Vielleicht funktioniert es für einige von euch in 99% der Fälle ganz hervorragend. Für andere, in der Regel vor allem Menschen, die in der Community zu marginalisierten Gruppen gehören, in diesem Fall v.a. Frauen, funktioniert es eben nicht so gut mit dem Umgang hier, vor allem, weil sich viel im letzten Jahr in einem „Graubereich“ ereignet hat, wie @GNetzer es oben so schön sagt. Vielleicht ist es an der Zeit, da mal mehr hinzuhören und zu erspüren, was diese Graubereiche so gefährlich macht. Ich bin froh, dass sich hier gerade was bewegt.
Nun zur Langversion:
Ich möchte an dieser Stelle gerne nochmal transparent machen, dass mindestens schon 1 Jahr ein großes Thema ist, was für viele von euch hier gerade eine Neuigkeit zu sein scheint. Es gab im Dezember und Januar vermehrt beleidigende Kommentare des benannten Users in den Threads zu „Gendersensibler Sprache“ und dem „Dschungelcamp“ sowie zwischen den Zeilen auch immer wieder in anderen Threads, insbesondere gegen @dieHorst und mich, aber sicher auch gegen andere. Wir haben das in den Threads kommuniziert, haben Mods angeschrieben, haben die benannten Beiträge gemeldet.
Ich möchte euch gerne ein paar meiner Gedanken aus der Zeit im Januar hier hin kopieren, die ich damals schrieb:
Ich bin nicht mehr im sendegate (außer für die 35c3-Sachen), weil ich keine Lust mehr habe, mich solcher Kommunikation wie der von [User] auszusetzen. Ehrlich gesagt gab es schon früher Feedback von mir dazu, habe mehrere seiner Beiträge gemeldet (dafür ist so eine Funktion doch auch da, oder? Dass ich etwas, was mich emotional so belastet - und das tut es - nicht noch in langen Threads ausdiskutieren muss.). Ich kann nur für mich sagen, dass es nicht der allgemein „rauhe Ton“ ist, der mich abschreckt (das ist schon auch oft eine Schärfe, die mich nicht unbedingt anmacht, mit der ich aber irgendwie umgehen kann), sondern diese eine Person. Ich habe nicht das Gefühl, dort noch etwas sagen zu können, ohne mich [Users] Urteil auszusetzen. Und darauf habe ich keine Lust mehr.
Das tut mir weh - ich habe das (vielleicht egoistische) Gefühl, „meine“ Community wurde von jemand anderem gekapert, der auch noch Zuspruch erhält. Das macht mich einfach traurig. Und nein, ich habe keine Lust, mich da noch irgendwie mit ihm in die Kommunikation zu begeben, um „das zu klären“. Oft genug versucht (auch auf Twitter zB, wo man ihn aber zum Glück blocken kann, um sich nicht das ganze Netzwerk zu verleiden).
Ich möchte noch was zu meinem Kommentar oben ergänzen: Wahrscheinlich ist in diesem Fall das mit dem Melden so eine Sache, weil man bei jedem Kommentar einzeln vllt noch mit einem stirnrunzeln drüber hinweggehen kann und sich erst in der Gesamtsicht das raumraubende, emotional belastende Gesamtbild ergibt. Das macht es ja gerade so toxisch. Dass bei jedem einzelnen Kommentar immer ein „war nicht so gemeint, ihr habt mich falsch verstanden“ funktionieren kann. Aber sich in der gesamtsicht eine gewisse Strategie zeigt.
Ich kann nur wiederholen, dass es ein emotional extrem anstrengender Prozess ist, das immer wieder in sich selbst hochkochen zu lassen, wenn man für sich einen einigermaßen geplanten Umgang damit gefunden hat. Ich kann das nicht jeden Tag. Ich kann das heute und hier, weil ich ausgeschlafen und emotional auf der Höhe bin, weil ich Besuch habe, der mich hinterher ablenken kann, weil ich das Gefühl habe, hier wird mir gerade zugehört, ohne dass es hinterher heißt: „Aber wenn du ausblendest, wie er bestimmte Diskussionen an sich reißt und wie er diskutiert, musst du zugeben, dass er valide Punkte hat.“
Im Sendegate konnte ich das in den letzten Weihnachtsstressigen Wochen nicht. Ich hatte schon so viel anderen Mental Load, dass ich mich nicht auch noch damit auseinandersetzen konnte. Ich habe extrem gemerkt, wie es mich belastet hat, musste viele Gespräche mit Menschen darüber führen, bei denen ich mich in dem Moment „sicher“ fühlte.
[User] hat uns in seiner letzten Antwort im Dschungelcamp Thread als bigott bezeichnet.
Andere lesen es vielleicht anders, ich lese es als Angriff. Besonders nachdem er davor schon so ätzend war und das ja auch auf Twitter was die Podcasterinnen Plattform angeht weiter gemacht hat. Solange [User] weiter durch das Forum wütet, werde ich mich zurück halten.
Damals wurde [User] per DM „verwarnt“ und hielt sich danach auch länger zurück (aka verlagerte Diskussionen nach Twitter, was es auch nicht besser für die Betroffenen macht). Soweit ich es mitbekommen habe, wurde hier von diesen Maßnahmen nichts kommuniziert, sodass es für alle ok zu sein schien, als er sich dann langsam wieder in altbewährter Art und Weise in alle Threads einmischte.
Das alles ging so weit, dass ich 1. insbesondere Frauen nicht mehr guten Gewissens empfehlen konnte, sich hier anzumelden und Unterstützung zu suchen, weil der Safe Space Charakter für mich gänzlich verloren gegangen war. 2. hatten @dieHorst und ich zu der Zeit sehr viele gemeinsame Gespräche nötig, um überhaupt darüber hinwegzukommen, was hier passierte: das unterlaufen „unserer“ Community durch eine toxische Person, und „alle“ sahen dabei zu. Das tat weh. Wir haben uns viele Gedanken dazu gemacht, wie wir uns weiter in dieser Community engagieren können, haben mit vielen Leuten einzeln gesprochen. Indirekt haben wir beim feministischen Jahresrückblick auf dem Congress letztes Jahr sogar darüber gepodcastet, ohne es genau zu benennen, aber wenn ihr es jetzt hört, werdet ihr die Situation wiedererkennen: http://reichlich-randale.de/2019/01/03/rr007-sportlerinnen-strafgesetzbuch-solidaritaet/?t=27:23,33:56 Und jetzt bitte keine Vorwürfe, dass wir euch nicht ganz offen alle angeschrieben und darauf hingewiesen haben: Manche Diskussionen kann man als Betroffene einfach nicht öffentlich führen in so einem Forum, weil es zu belastend ist und man sich in einer ohnehin schon emotional anstrengenden Situation noch möglichem weiteren dem [User] zustimmendem Feedback aussetzen würde. Das ganze jetzt hier aufzuschreiben, kostet auch schon unfassbar viel Überwindung, und ich hoffe, dass ich es später nicht bereuen werde.
Ich kann euch nur bitten: Seid solidarisch. Auch wenn für euch „99% der Kommunikation hier gut verläuft“, für andere, insbesondere marginalisierte Personen, ist das deshalb nicht automatisch auch der Fall. Hört zwischen den Zeilen, fragt nach. Kommentiert, klagt an, wenn Leute Bockmist schreiben. Achtet darauf, welche Gruppen nach und nach aus bestimmten Diskussionen verschwinden, und macht euch Gedanken, woran das liegen könnte. Denkt darüber nach, bevor ihr einem User argumentativ zur Seite springt, weil er inhaltlich vielleicht einen Punkt hat - aber in der Art und Weise andere Mitglieder dieser Community unter den Bus wirft. Denn genau diese Kommentare sind es am Ende, die am meisten weh tun.
Ich bin sehr dankbar, dass hier gerade was zu passieren scheint. ich kann nur hoffen, dass das nicht in zwei Wochen wieder vergessen ist und vieles wie vorher abläuft. Bitte, lasst uns da dran bleiben!