Aufmerksamkeit für Podcasts

Servus zusammen,

nachdem das Thema nun über Tage hinweg in die verschiedensten Richtungen mäandert ist, würde ich gerne zum Kern der Ausgangsfrage zurückkommen. Zur Erinnerung - es ging um folgendes:

Zunächst: Ich unterschreibe die These von @rstockm vollumfänglich. Wobei ich mich nicht darüber streiten mag, ob es in einem Fall 9.000 oder 40.000 sein könnten. Ich verstehe Ralf so, dass es seiner Meinung nach signifikant hohe Zahl potentieller Hörer gibt, die jedoch noch nicht aktiviert werden konnten.

Auf der Suche danach, warum dem so ist, kreist mir die Debatte zu sehr um eine Facette: Den (technischen) Zugang zum Format Podcast. Ja, man kann Verzeichnisse bauen, ja man kann Erklärseiten vollschreiben und ja, man kann Podcatcher verbessern. Das alles mag wichtig sein, doch am Ende ist das zu kurz gehüpft.

Ich behaupte: Einen Podcast zu konsumieren ist längst keine trickreiche Herausforderung mehr, die nur technisch versierte Menschen zu meistern wissen.

Dank des Podlove-Projekts und insbesondere dem zugehörigen Web-Player (und nunmehr obendrein eines Subscribe-Buttons, der selbst Unwissende elegant durch den Abo-Prozess führt) ist es einfacher denn je Podcasts zu hören.

Jeder, der es auf eine Website mit einem Podcast schafft, ist in der Lage, auf den Play-Button zu drücken. Und wenn ihn das, was er dort zu hören bekommt, einnimmt, dann sind die Chancen groß, dass er regelmäßig wiederkommt. Und im besten Fall wird er den Podcast sogar abonnieren und irgendwann sogar von selbst auf die Idee kommen, einen Podcatcher zu nutzen. Die Hörer bekommen meiner Beobachtung nach ganz alleine auf den Trichter wie das funktioniert und wenn nicht, dann hören sie den Podcast eben ausschließlich über die Website. Na und?

Will sagen: Die Debatte über den „technischen“ Zugang zu Podcasts halte ich für überbewertet. Und im Kontext des Themas „mehr Aufmerksamkeit für meinen Podcast“ für wenig zielführend.

Blöd, wenn die Inhalte da sind, aber keine Sau davon weiß

Für viel wichtiger halte ich es, sich darüber Gedanken zu machen, wie und ob die eigenen Inhalte potentielle Hörer erreichen. Das ist übrigens eine Fragestellung, die einen Blogger ganz genauso umtreibt: Wie schaffe ich es, dass meine Inhalte von der avisierten Zielgruppe wahrgenommen werden?

Meine Antworten darauf mögen simpel sein. Ich bin immer wieder erstaunt, dass die einfachsten Werkzeuge der digitalen Eigenvermarktung entweder nicht zum Einsatz kommen oder nur hinter vorgehaltener Hand darüber geredet wird. Warum eigentlich?

Relevanz statt Reichweite

Ist es verpönt oder gar verwerflich, sich bewährter Methoden zu bedienen, die für nahezu jeden Produzent von Inhalten selbstverständlich sind? Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass jemand seinen Podcast mit dem Ziel produziert, nur von einer Handvoll Hörern gehört zu werden.

Es sollte für Podcaster zum Selbstverständnis gehören, seine ganz persönlichen Hörer zu erreichen. Um es noch einmal klarzustellen. Es geht nicht um Reichweite, es geht um Relevanz. Es geht darum, den noch nicht aktiven Hörern überhaupt die Chance zu geben, ihren ganz persönlichen Themen-Podcast entdecken zu können.

Ganz simple Methoden, eigene Inhalte näher an eine Zielgruppe zu bringen sind:

  • Suchmaschinen
  • Soziale Netzwerke
  • Empfehlungen
  • Newsletter (eigene und fremde)
  • Werbung

Suchmaschinen
Unbestritten sind Suchmaschinen das mit Abstand mächtigste Vehikel, Zielgruppen und passende Inhalte zusammenzubringen. Wer sich für ein Thema oder Antworten auf eine Frage interessiert, der sucht. Kurzum: Wer mehr Aufmerksamkeit für seinen Podcast möchte, sollte sich deshalb auch um ein gutes Ranking zu seinen Themen in Suchmaschinen bemühen.

Das erfordert einiges an Hirnschmalz und flankierende Maßnahmen. Darauf möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Wir können das aber gerne an anderer Stelle vertiefen. SEO für Podcasting halte ich für ein sehr spannendes Feld! Nur soviel: Ein thematisch begleitendes Blog, zusätzliche Inhalte und Metadaten rund um das eigene Thema helfen ungemein.

Um etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern: Etwa 30 Prozent unserer neuer Hörer werden via Google auf unseren Podcast aufmerksam. Und warum? Weil sie sich für bestimmte Themen interessieren, danach suchen und idealerweise über den Podcast stolpern. Sie hören rein (klicken also auf dem Play-Button) und wenn ihnen das Thema wirklich etwas bedeutet, dann werden sie den Podcast „als Teil ihres Lebens“ (@rstockm) sehen. Um genau diese Hörer geht es meinen Podcast-Kollegen und mir.

Und das Beste daran: Einige neue Hörer haben sich sogar dafür bedankt, dass sie via Google auf den Podcast aufmerksam wurden. Merkt ihr was?

Soziale Netzwerke
Soziale Netze bieten neben Suchmaschinen ebenfalls sehr gute Möglichkeiten bis dato nicht aktivierte Hörer für sich zu gewinnen. Selbstredend genügt es nicht, ab und an einen Tweet abzusetzen und auf eine neue Folge aufmerksam zu machen. Auch dieses Themenfeld können wir gerne an anderer Stelle weiter diskutieren, ich teile meine Erfahrungen hierzu gerne.

Auch hierzu eine Zahl: Etwa acht Prozent neuer Hörer finden über soziale Netze ihren Weg zu uns.

Word of mouth
Persönliche Empfehlungen eines Hörer für einen Podcast innerhalb ihrer eigenen peer group sind ein unglaublich gewichtiges Pfund. Punkt.
Mal abgesehen davon, dass wir selbst deutlich mehr untereinander referenzieren sollten, gibt es mannigfaltig weitere Möglichkeiten.

Newsletter
Wer (aus SEO-Bedürfnissen heraus) bloggt, wird seinen Lesern vermutlich auch einen Newsletter anbieten. Ich mag Newsletter, wenn sie inhaltlich gut gemacht sind und meine Themen bespielt werden. Und da bin ich nicht alleine. Wer Newsletter für die reinste Pest hält, verachtet mitunter Liebhaber in seiner potentiellen Hörerschaft.

Inhalte für Newsletter zu produzieren, kostet Zeit und kann arbeitsintensiv sein. Wer die nicht hat, dem mag ich zwei Tipps an die Hand geben:

  • Kuratiere (deine) Themensammlung und baue aus den Inhalten einen Newsletter.
  • Suche einen Kooperationspartner (Gleichgesinnten), der einen Hinweis auf eine neue Folge deines Podcasts mitverschickt.

Wer dabei eher den Konkurrenz-, statt den Vernetzungsgedanken im Kopf hat, dem ist eh nicht zu helfen.

Werbung
Schon mal aus reiner Neugier versucht, ob via Google Adwords oder hervorgehobene Beiträge auf Facebook potentielle Hörer erreicht werden können? Nein? Ich schon. Es funktioniert. Punkt.

Wer an dieser Stelle die Nase rümpft, SEO blöd, Facebook bäh, Adwords verwerflich und Newsletter total bescheuert findet, gleichzeitig jedoch lamentiert, nicht genügend Aufmerksamkeit zu bekommen, dem kann ich leider auch nicht helfen.

Wir reden hier über Distributionskanäle für die eigenen Inhalte, mehr nicht. Von diesen Werkzeugen sollte man – solange keine Eigendynamik erkennbar ist – Gebrauch machen, würde meine Antwort auf die Eingangsfrage lauten.

Die Wahl der passenden Mittel, um seine Inhalte möglichst in Klicknähe der avisierten Zielgruppe zu bringen, zahlen auf den Grad der Aufmerksamkeit ein.

Die aufgezeigten Wege kann man gehen, muss man aber nicht. Ich podcaste - wie wohl die meisten von euch - aus Leidenschaft und mit jeder Menge Herzblut. Es liegt auf der Hand, möglichst viele potentielle (besser: bisher nicht aktivierte) Hörer erreichen zu wollen. Ist das nicht irgendwie Sinn und Zweck der Übung?

Einen wichtigen Punkt habe ich an dieser Stelle ausgelassen - jedoch nicht ohne Grund: Der wohl stärkste Katalysator ist die eigenen Community. Wohl dem, der zum Start weg auf eine solche bauen kann. Da ich jedoch nur wenige Einzelfälle kenne, wo dies der Fall war, gehe ich nicht weiter darauf ein.

Ich drücke mich an dieser Stelle auch um das Thema Community-Building. Da hier ganz eigene Mechanismen zum Tragen kommen, schreibe ich gelegentlich mal an gesonderte Stelle meine Gedanken und Erfahrungen dazu auf.

tl;dr Content is King – Nicht das Format Podcast ist das Hindernis für eine zu geringe Aufmerksamkeit, sondern weil potentielle Hörer nichts von dessen Inhalt mitbekommen.

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