Auf die Länge kommt es (nicht?) an

Ich muss da mal einen Gedanken loswerden.

Schon seit langem fallen mir immer wieder Podcasts auf, deren Titel deutlich über hundert Zeichen lang sind.

Ich habe mal meine Allwissende Müllhalde befragt und heraus kam, dass unter den knapp 14.000 Feeds in der Datenbank “nur” 25 einen Titel > 100 Zeichen haben. An der Front also mal Entwarnung?

60-69 Zeichen: 223
70-79 Zeichen: 108
80-89 Zeichen: 72
90-99 Zeichen: 44
100+: 25

700 Podcasts mit Titellängen über 59 Zeichen. Kann man machen, aber dann ist’s halt…
(edit: Ich habe nur unter den deutschsprachigen gesucht!)

Die Probleme liegen auf der Hand: Man wird eben nicht besser auffindbar, wenn man mehr Text in den Titel bringt. Man bringt auch nicht mehr Informationen rüber, wenn man mehr Text in den Titel bring. Eher weniger, denn die meisten Podcastabspielgeräte und -Programme werden solche Titel gnadenlos abschneiden oder wenigstens umbrechen. Was so richtig piep aussieht. Wenn dann die Hälfte des Textes fehlt oder umbrochen ist, dann fehlt halt die Hälfte oder aber wird nicht gelesen.

Was ich aber am interessantesten finde: Diese ewig langen Titel kommen zu gut der Hälfte (12 von 25 bei >=100) aus einem ganz bestimmten Lager:

“Der Podcast für bessere Lebensführung, Butterkekse, Pfannekuchen und social marginalizing. Horst Schneidereit führt Gespräche mit tollen Leuten, während er in der Nase popelt (mp3)”

Ich unterstelle, Ihr wisst, was ich meine.

Meine These: Es gibt dort draußen irgendein Podcast-SEO-Mensch, der irgendwann eines dieser tollen Pyramidensysteme auf die Beine gestellt hat (“Karl-Heinz Schnuppfner präsentiert: So lernst Du Podcasting richtig in nur zwei Wochen, vorausgesetzt Du kaufst dann auch dieses ebook und den Anschlusskurs”) und diese Sage in die Welt gesetzt, dass alles in den Titel gepackt werden muss, was nicht bei drei auf dem Baum ist.

Aus dieser Keimzelle des Podcast-SEOs hat sich das in die Hirne der nachfolgenden SEO-Generationen gebrannt, von wo aus sich der Virus nun fröhlich in die Welt verbreitet.

Für alle, die diesem Virus noch nicht erlegen sind: TUT ES NICHT! Denkt auch an Eure Mitmenschen! Und vor allem: an Euch!

Ihr braucht etwas kurzes, knackiges, das sich ein Mensch merken kann. Von mir aus: Eine Marke (ich kann Marketing [nicht leiden]). Wenn Ihr die habt, kann Euch überhaupt nichts mehr passieren.

Die meisten Podcasts machen das auch richtig. Das sollte ich nicht verschweigen. Es gibt fürchterlich viele tolle Beispiele. Trick 17 (genial!), Alternativlos (Ironie mit der Brechstange, kann man machen), Originalverkorkt, Sternengeschichten… you name it.

Und am Ende mag ich dann dem SEO sagen: Auf Dauer ist das nachhaltiger und besser aufzufinden, als ein seitenlanger Duden-Auszug. Vor allem, wenn auch wirklich gute Inhalte geliefert werden.

Ich nehme Widersprüche gerne entgegen, vor allem von SEO-Experten. Meine These ist ja durchaus steil :slight_smile:

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Ist weit verbreitet, dieses Podcast-SEO. Beispielhaft hier, aber vermutlich nicht nur bei @Gordon_Schoenwaelder:

Ich will das nicht werten, muss jeder für sich entscheiden, welche Prioritäten er setzt. Das eine richtet den Blick auf die Hörer, die man noch nicht hat (Auffindbarkeit), das andere eher auf die, die man bereits jetzt hat (Übersichtlichkeit). Ich bin aber auch im #teamkurz

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<3

(Es fehlen noch ein paar Zeichen)

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Bei meinem GameTalk war das aber (leider) nötig und hat geholfen. Wenn ich im iTunes Store „game talk“ suchte, kam alles, nur nicht der GameTalk. Sogar Podcasts, die keines der beiden Wörter enthielten (passiert heute noch). Durch die Verlängerung meines Podcast-Titels erscheine ich nun immerhin (irgendwo), wenn man game talk oder games talk sucht.
Einerseits scheint die Trennung in ein oder zwei Wörter für iTunes sehr relevant zu sein, gleichzeitig zeigt iTunes so oder so auch Resultate, die fernab vom Gesuchten sind.

Nunja, bei “GameTalk” und der Suche nach “Game Talk” liegt das Problem ja offen vor einem. Der Name ist nun einmal sehr generisch. Andererseits muss die Suchmaschine natürlich auch was taugen :wink: (https://fyyd.de/search/game%20talk/0)

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Natürlich sind nicht alle so gut wie die Deine. :wink: Das war mir schon klar. Von iTunes erwarte ich so oder so seit Längerem eher wenig. :sweat_smile:
Du hat natürlich recht: “Richtige” Worte zu verwenden, wäre besser. Heute ist es zwar kein Wunder mehr, dass eine Suchmaschine ein Wort teilen kann. Fyyd macht’s ja vor.

Die Podcastsuche in iTunes ist leider total mies. Und so machte ich mich auch des Podcast-SEOs schuldig. Sie durchsucht nämlich nur Titel (vom Podcast & von Episoden) und die Autoren-Zeile.

Mein Podcast zum Dschungelcamp heißt “Good Morning in the Morning!”, in der Beschreibung kommt Dschungelcamp vor. Wenn man in iTunes oder der Podcast-App nach Dschungelcamp wurde der Podcast jedoch nicht gefunden. Erst als ich den Titel zu “Good Morning in the Morning! (Dschungelcamp-Podcast)” geändert habe, wurde der Podcast gefunden.

Auch wie @Joey schreibt: Auch unterscheidet die Suche bei iTunes zwischen zusammengeschrieben und nicht zusammengeschriebenen Wörtern.

Insgesamt ist das nicht mal Suchmaschinen-Optimierung, sondern eher eine Suchmaschinen-Ermöglichung. Leider technisch notwendig bis iTunes ihr funktional-kaputte Suche repariert.

Tut mir Leid :frowning:

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Das ist allerdings ein Punkt. Da führt Apple mit itunes:subtitle und :summary selbst was ein, das nicht durchsucht wird? m(

Das erklärt einiges. Eigentlich alles. Danke für die Aufklärung. Natürlich müssen Titel dennoch nicht 100+ Zeichen lang sein, in Deinem Falle reichen ja 52 :wink:

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Oaarr, ich wusste gar nicht, dass die Pest SEO auch schon im Podcastmarkt unterwegs ist. Die Beispiele aus dem Text sind ja schrecklich. Im Autotenfeld einfach random “Inspiriert von $BekannterMensch” hinzuzufügen, um auch da gefunden zu werden, ist für mich schon Spam. Ich hasse es, wenn ich konkret nach etwas suche und nur Trittbrett-SEO-Müll die Suche verstopft.

Jetzt hab ich schlechte Laune. Ich dachte, wenigstens Podcasts wären frei von SEO und Marketing-BS (ein bisschen naiv, ich weiß).

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