Audiomanipulation: Stimme am Satzende senken

Hallo zusammen,

für ein Hochschulprojekt arbeite ich derzeit in einer Gruppe an einem 6-minütigen Filmbeitrag. Aus geschätzt 2 Stunden Interviewmaterial haben wir inzwischen alle O-Töne rausgesucht, die wir verwenden wollen und der Rohschnitt steht. Ich habe nur ein Problem: Am Ende passt ein O-Ton inhaltlich sehr gut, aber der Sprecher geht mit der Stimme nach oben, sodass man hört, dass da ursprünglich nicht das Satzende war. Jetzt meine Frage: Kann man mit Audionachbearbeitung die Stimmlage so verändern, dass es sich doch nach einem natürlichen Satzende anhört? Und wen ja, wie? Geht das vielleicht sogar relativ einfach mit Reaper-/macOS-Effekten oder muss man dafür viel Erfahrung und teure Software haben? Ich freue mich über eure Antworten.

PS: Die Audiodatei will ich hier nicht einfach hochladen, aber schicke sie gerne zu, wenn jemand eine konkrete Idee zur Bearbeitung hat.

1 „Gefällt mir“

Moin Jonas,

nach meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Änderung der Stimmlage auch ohne besonders teure oder spezielle Software realisierbar ist. Mir sind auch keine Effekte bekannt, die die Stimmlage derart modulieren könnten, dass sie noch natürlich klingt.

Das avisierte Ziel lässt sich mit feinem Schnittwerkzeug und aufwendiger Klein(st)- und Schneidearbeit erreichen, sofern Du noch mehr Audiomaterial von der betreffenden Person/Stimme zur Verfügung hast. Dann kannst Du Dich auf die Suche nach dem passenden Wort (evtl. in einem anderen Satz und/oder Zusammenhang) machen.

Peace,

Karol

Ja, nicht schön sowas. Ein kleines bisschen erträglicher wird es, wenn du am Ende einen leichten Fade-out draufmachst. Dann den Sprecher dicht dranschneiden, fast als würde er den Interviewpartner unterbrechen.

3 „Gefällt mir“

Mal vom technischen Aspekt abgesehen, finde ich das auch ethisch grenzwertig, zumindest wenn das ganze einen journalistischen Charakter haben soll… Immerhin ist das quasi ein Zitat. Da jetzt noch an dem Ton dritter Leute rumzuschnibbeln finde ich zumindestens diskussionswürdig.

Ich würde da lieber mit Schnitt arbeiten, oder es einfach so lassen.

2 „Gefällt mir“

Danke für eure Antworten. Wir haben es letztlich so gelassen (hier zu hören).

Gruß
Jonas

Naja, solange der Sinn nicht entstellt wird verstehe ich jetzt ehrlich gesagt nicht wo das ethische Problem sein soll.
//D

Ich sagte bewusst „grenzwertig“… Ich finde, in Zeiten in denen die Medien eh schon sehr stark in der Kritik stehen, selektiv oder falsch zu berichten, sollte man sich mit solchen Dingen zurückhalten…

Wie wirkt das auf jemanden, der gerade eh schon die Tendenz hat, dass alles nur „Lügenpresse“ ist (oder jemanden der dabei ist, solchen Spinnern auf den Leim zu gehen)?

Da sollte man sehr vorsichtig sein… Solche Vorwürfe kommen ja nicht von ungefähr…

Hmm, ich stimme da @Dave zu. Neben der Frage: “Was wurde gesagt?” gibt es auch das “Wie wurde es gesagt?”.

Diesen Schnitt, nach dem der Hörer merken kann, dass der Satz eigentlich noch weitergeht, hört man ständig auch in den Medien. Und ich finde es völlig richtig, das so zu lassen. Natürlich: Vielleicht kam nichts Relevantes mehr hinterher und es ist vielleicht angenehmer zu hören, wenn sich das wie ein abgeschlossener Satz anhört… aber wenn es auf diese Weise gesagt wurde, finde ich es nicht gut, das zu ändern.

Wie Dave schon sagte: grenzwertig. Ich würde es lassen.

1 „Gefällt mir“

Oder kreativ lösen: das Nicht-Satzende unverändert lassen, und dann nahtlos mit eigenem, deutlich unterscheidbarem Sprecher den Satz vollenden, etwa mit „…und dem können wir uns nur voll und ganz anschließen“ oder „…und mit diesem Schlusswort möchten wir uns bei Ihnen verabschieden.“

2 „Gefällt mir“

Eigentlich ist es eine Frage des Formats.
Wenn wir von einer journalistischen Arbeit sprechen oder von einer Sendung, die davon lebt möglichst authentisch zu wirken, dann bin ich bei Dir.

Allerdings sehe ich meine eigenen Produktionen eigentlich nicht als journalistisch sondern als kreatives Audio-Werk (klingt jetzt hochtrabender als es gemeint ist, mir fällt nur gerade kein besserer Begriff ein :wink: ) und in den verschiedensten Abstufungen gilt das für viele da draußen. Meist steht der Inhalt im Vordergrund und eben nicht die Dokumentation eines Ereignisses.

Im Falle einer “Kreativarbeit” bearbeite zumindest ich sowieso und da ist dann meiner Meinung nach eine Grenze auch wirklich schwer festzulegen. Schluckgeräusche sind ja schließlich auch authentisch und werden trotzdem meistens herausgeschnitten. Was ist mit Versprechern die korrekt wiederholt werden? Ist nicht jeder Schnitt im Grunde schon ein Eingriff?

Für mich kommt es letztlich auf zwei Faktoren an:

  1. die Erwartungshaltung beim Hörer: Wenn ich den Eindruck vermittle eine dokumentarische Aufnahme zu liefern, denn liegt ein anderer Maßstab an als bei einer Audiokollage.

  2. die “Sinnentstellung”: Ich habe ja schließlich auch nichts dagegen wenn jemand in einem Foto von mir das Gesicht aufhellt und analog sehe ich ästhetische Audiobearbeitung. Wenn ich mit jemandem spreche, dann gebietet es der Respekt, dass ich keine sinnentstellenden Schnitte oder Editierungen vornehme.

Ich denke auch, dass es immer auf die Situation und das Format ankommt.

Ich hatte auch schon mal den Fall, dass ich mit jemandem gesprochen habe, mich dann aber verhaspelt habe und den Satz nicht sehr sinnvoll beendet habe. :flushed::stuck_out_tongue_winking_eye:

Beim Schneiden hatte ich dann auch das Problem, dass ich gerne meine Stimme am Ende hätte absenken wollen, um die Verhaspelei zu kaschieren. Den Verhaspler hab ich rausgeschnitten, hat sich aber komisch angehört.

In einem solchen Fall finde ich eine “Manipulation” ok.

[quote=„dirkprimbs, post:10, topic:4508“]denn liegt ein anderer Maßstab an als bei einer Audiokollage.
[/quote]

Dass ein Podcast, der eher als Kunstwerk zu sehen ist, da anders aufgestellt ist, sehe ich genauso… Ich kenne aber defakto nur wenige… Produktionen wie WRINT sind auch nicht ausdrücklich „journalistisch“, trotzdem würde ich Leute wie @Holgi da als… ich nenn’e mal „Medienvertreter“ sehen - ob das nun so gedacht und geplant ist, oder nicht.