Der Test dieser Mikros verlief für mich doch relativ überraschend, und ich möchte mir die Zeit nehmen hier diese Überraschung etwas zu teilen.
Zunächst noch ein Wort zur Aufnahmesituation: ich hatte eigentlich vor auf dem #35c3 eine der DolmetscherInnen-Kabinen zu nutzen. da die jedoch bis tief in die Nacht besetzt waren, bin ich lange Zeit zunehmend verzweifelt über diesen wirklich lauten Congress gestolpert.
Gefunden habe ich dann tief in den Eingeweiden einen Übergangsraum zum Treppenhaus, hinter den Regie-Räumen von Saal 1 - mit Teppichboden, und was steht da:
Eine mobile Sprechkabine, halb ausgepackt! So ein Glück!
Nun ja, bei genauerem Hinsehen wird mensch werken, dass das eigentlich zwei Sofas sind, die hochkant stehen - aber glaubt mir, der Sound da drin war ziemlich optimal für die Gesamtumstände
Nachteilig war eher ein leises Surren vom Aufzug nebenan, bei den Großmembran-Mikros hört ihr das in den leisen Passagen. Das sind also nicht die Mikros, aber ich denke das geht in Anbetracht der Umstände in Ordnung.
Was ist mein Eindruck zu den Ergebnissen oben: während der Aufnahme dachte ich: klingt eigentlich alles gleich (gut), ist halt Kondensator. Jetzt unter dem Kopfhörer hört man jedoch ganz deutlich diverse Unterschiede:
- unser geliebtes DT297 landet hier eher im unteren Drittel. Im Vergleich zu den Stabmikros und erst recht Großmembran Kondensator klingt es eher dumpf und näselnd. Das hatte ich in der Form nicht erwartet. Wenn man also seine Stimme wirklich gut hören möchte, ist das DT297 eher keine gute Wahl. Das ich das nochmal schreiben würde.
- Wenig überraschend fallen die Unterschiede zum HMC660 eher gering aus. Berichtenswert hier: kein Brummen nirgends, es ist also möglich
- Røde NTG1, NTG2, M3 und AKG C1000S liegen relativ dicht beieinander. Das M3 und das AKG sind relativ unempfindlich gegen Erschütterungen, daher würde ich eines von denen im Zweifel vorziehen (und tüchtig Geld sparen)
- Ich bin sehr gespalten beim Røde NT-USB. Der Klang ist super, was man bei einem Großmembran Kondensator aber auch erwarten darf. Wenn man wirklich sicher ist, dass man immer allein Podcasten wird und etwa nie einen Gast hinzu nehmen muss neben sich, ist das im Preis-/Leistungsverhältnis dank der eingebauten Soundkarte schon ein Angebot. Andererseits gibt es von T-Bone ähnlich gut klingende Mikros, und zusammen mit einem beliebig günstigen 2-Kanal Interface ist man dann immer noch günstiger und flexibler. Hinzu kommt, dass das NT-USB keinen Gain-Regler hat, was mich immer etwas misstrauisch werden lässt. Aber: es steht für mich jetzt außer Frage, dass man mit dem NT-USB super klingende Aufnahmen machen kann.
- Das Røde NT1 klingt phantastisch - für mich der beste Klang im test. Ob es aber wirklich so viel besser klingt als ein vergleichbares t-bone für 80 € sei dahingestellt.
- Das Røde Procaster macht mich etwas ratlos - Dynamisch Großmembran hatte ich noch nicht, und weia bringt das mein H6 an seine Grenzen. Besser gesagt: über die Grenze hinaus, ich finde das Rauschen des Amp hier grenzwertig. Da im Vergleich auch der Klang dynamisch-dumpf daher kommt kann ich mit diesem Mikro wenig anfangen. Mich würde aber interessieren, ob das im Grundaufbau identisch zum Røde Podcaster ist, das ein Audio-interface eingebaut hat?
- Schoeps CM5 - hmtja. Das Teil kostet schlappe 999 € - und klingt hier im Vergleich mit am schlechtesten. ich weiß nicht so ganz was da los ist - Bass ist praktisch keiner vorhanden, und während der Aufnahme im BR klang das auch überhaupt nicht so dünn. Vielleicht ist da auch irgendwo beim Export was schief gelaufen.
- Ich würde nicht sagen dass ich durch diesen Test jetzt zum Røde-Fanboy mutiert bin, aber hier sind schon viele brauchbare Mikros dabei.
- Kleinmembran-Kondensator-Mikros hatte ich bisher zu wenig auf dem Schirm. Im Klang fast so seidig wie ein Großmembran, dafür aber weniger Raum und Übersprechen - wenn man nicht mit Headsets klarkommt, so ist das vielleicht wirklich der goldene Weg?
- Krass: meine Stimme hat sich in den letzten drei Jahren offensichtlich deutlich verändert. Wenn man die Aufnahmen der Ersten Runde vergleicht, etwa auch beim DT297: hui.