Also wenn Spotify auch nur im Ansatz Nutzer:innen-Dynamiken hat wie YouTube, dann ist das für mich keine Überraschung. Es gibt immer einen Großteil der Aufrufe, die nur ganz kurz (manchmal echt nur Sekunden) in den Beitrag reinhören/-gucken und dann weiterspringen, andere skippen sich so durch und bekommen nur einen Bruchteil mit.
Bei YouTube sehe ich ebenfalls so etwa 30 - 50%, die bis zum Schluss durchhalten, der Rest springt früher ab. Bei YouTube hat sich deswegen etabliert, am Anfang was großes fürs Ende anzukündigen, im verzweifelten Versuch, die Leute bei der Stange zu halten. Das ist manchmal nett und organisch, viel zu oft aber echt lästig und fake (“Bleibt bis zum Ende, für eine Chance, eine Playstation zu gewinnen”).
Das sieht bei YouTube in den Analytics so aus:
Meine Herangehensweise ist: Ich überprüfe, ob meine Story besser erzählt werden kann, sodass sie spannender ist und mehr Leute bei der Stange hält. Wenn ich aber selber mit dem Produkt zufrieden bin, und ich das auch über Feedback bestätigt sehe, dann bleibe ich dabei. Ich würde nicht mein Format über den Haufen werfen, um YouTube/Spotify Metriken nach oben zu optimieren, denn dann ist man schnell bei inhaltsleerem Clickbait. Denn da sind die Zahlen am besten.
Hinzu kommt: Ohne Daten zur Untermauerung zu haben, würde ich mal anzweifeln, dass die Nutzung bei konventionellen Podcastplayern genauso aussieht. Bei Spotify (und YouTube besonders) ist der nächste Inhalt immer nur einen Klick weit weg. Die Plattform lädt geradezu dazu ein, zwischen Inhalten zu springen und nichts zu Ende zu hören. Bei Podcastplayern hingegen gibt es nur das zu sehen, was man vorher selbst eingepflegt hat. Kein Algorithmus, kein “Ähnliche Inhalte…”, keine Banner mit Werbung für Stuckrad-Barres nächste dolle Nummer.
Das Ganze erinnert mich an Musikkonsum: Wer hört auf Spotify ganze Alben zu Ende anstatt nur ein paar Songs hier und ein paar Songs da? Und wer springt genauso bei physischen Alben auf CD? Ich denke, die kurze Verweildauer gehört bei Plattformen wie Spotify und YouTube einfach dazu. Man könnte soweit gehen, dass das zum Design gehört: wer nie etwas zu Ende hört/guckt, ist auch nie “fertig” mit dem Medienkonsum und bleibt so länger dabei. Deswegen gibt es UX-Designentscheidungen, die genau darauf abzielen, die Nutzer:in immer weiter zum nächsten Inhalt zu leiten.
Bottom line: Zerbrich Dir nicht den Kopf. Vielleicht gibt es bei der Zehnminutenmarke ein oder zwei Dinge, die Du optimieren kannst, vielleicht kannst Du ein paar Inhalte raffen. Wahrscheinlich aber hat das Verhalten nur zum Teil mit dem konkreten Inhalt zu tun, und zum großen Teil was mit der Plattform.