FAQ: Pegel & Effekte bei StudioLink

Wir haben gestern beim Psychotalk das erste Mal StudioLink und den Live-Stream ausprobiert.

Vorweg: Grundsätzlich alles gut geklappt, einwandfreie und stabile Verbindung und Stream. Chapeau!

Aber: Wie läuft das mit den Pegeln der Spuren bei StudioLink? Ich bin derjenige, der die anderen (gestern drei) externen und meine lokale Spur in Reaper zusammenführt und den Stream ausgibt. Die Pegel, die von den drei externen Spuren bei mir ankamen waren OK, aber aber wenn ich meine eigene lokale Spur am Audiointerface (H6) so eingestellt habe, dass es eine schöne Aussteuerung am Interface und in Reaper ergab, flogen den anderen drei Teilnehmern die Ohren weg; Ultraschall Dynamics machte das Problem ggf. nur noch größer. Also musste ich mich sehr weit runterregeln und Dynamics ausschalten. Kann das so richtig sein?!

Und eine Nachfrage: Wir StudioLink-Gesprächspartner hören uns vermutlich “sauber” (wie im Original), der Stream beinhaltet dann ggf. Effekte, die ich in Reaper drüberlege, oder?

Das Problem ist etwas komplexer, aber gut, dass es mal gefragt wird. Hier müssen ganz unterschiedliche Ziele unter einen Hut gebracht werden:

  • man will für alle Spuren eine saubere, nicht übersteuerte Aufnahme haben
  • Alle Teilnehmenden sollen sich in ihren Kopfhörern während der Aufnahme etwa gleich laut hören
  • StudioLink soll niemals in das Soundsignal eingreifen - etwa durch Kompression - sondern 1:1 durchleiten was ankommt (in der Tat ein unique selling point des Systems)
  • Im Livestream soll - schon während der Aufnahme - ein möglichst perfektes Gesamtsignal versendet werden.

Diese Ziele sind zum Teil gegenläufig - lassen sich aber mit etwas cleverem Technikeinsatz lösen.
Wichtig ist schon mal: Priorität hat immer die saubere Aufnahme, das ist, was bleibt. Danach kommt das Kopfhörersignal: schon wichtig, damit überhaupt eine entspannte Sendung gefahren werden kann. Der Livestream ist dann ein schönes “Add-On”, aber hier kann (und muss) man am ehesten Abstriche machen.

Hier jetzt eine Anleitung, wie man vorgehen sollte:

  1. Generell würde ich bei der Aufnahme erst mal alle Effekte komplett aus machen, auch den Dynamics 2. Startet immer erst mal Clean und legt eine saubere Grundlage, dann kann man Feintunen.
  2. Sorgt als nächstes dafür - in einer entspannten Preshow, sprich mit ordentlich Zeit und ohne Stress - dass alle Stimmen Im Recording gleich gut ausgesteuert sind. Das ist dein Job. Hier gilt immer die Regel: in REAPER/Ultraschall nichts anpassen, das Cleane Signal aus deinem eigenen Mikro muss gut sein, aber auch das aller anderen. Die drei Spuren sollen annähernd gleich aussehen, und sich bei normalem Sprechen zwischen -12 dB und -6 dB bewegen. Ignoriert dabei erst mal völlig, was bei wem wie laut im Kopfhörer klingt, das kommt als nächstes. Ebenfalls wichtig: lauter/leiser könnt/sollt ihr jetzt ausschließlich über den Hardware-Gain regeln, keinesfalls über irgendwelche System-Lautstärke-Regler. Wenn USB-Mikros ohne Gainregler eingesetzt werden: ein Grund mehr, über ein schlankes Aufnahmesetup mit eigenem Soundinterface nachzudenken wo man etwas regeln kann.
  3. In einer normalen Welt hat man jetzt das Primärziel - saubere Aufnahme - schon erreicht. Und eigentlich sollten sich auch alle in etwa gleich laut hören. Wenn das nicht der Fall ist, kannst zu zumindest an einer Schraube drehen: nämlich wie laut deine Stimme bei den anderen ankommt. Dafür gibt es in der Routing-Matrix von Ultraschall dieses Feld:

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Sprich der Send von deiner Spur rein in die jeweilige StudioLink-Spur. Wenn du auf das markierte Feld klickst, öffnet sich dieser Dialog, und mit dem markierten Schieberegler kannst du die Lautstärke, mit der andere dich hören, verändern. Wichtig: deine Aufnahme bleibt dadurch komplett unbeeindruckt. Ferner wichtig: dieses Feld gibt es für jeden StudioLink Partner - und du musst dann auch alle anpassen. zumindest bei allen, die sich beschweren. Wenn du hingegen Probleme hast, die anderen zu verstehen - seien sie zu laut oder leise, dann machst du dasselbe mit diesem Feld:

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Das legt fest, wie laut du den StudioLink-Partner im Kopfhörer hörst. Gilt auch für jeden einzeln, und auch hier gilt: die Aufnahme ist völlig unbeeindruckt davon. Mit diesen Hilfsmitteln sollte auch das zweite Ziel, alle hören sich in etwa gleich gut, erfüllt sein.

Wenn man das nicht nur Nachklicken will, sondern wirklich nachvollziehen möchte: hier das legendäre Erklärbärvideo dazu

  1. Jetzt kommen wir zum Livestream. Hier sind die Spielregeln relativ einfach: der Livestream liegt immer auf dem Master-Kanal an, also dem finalen Mix in deinem Ultraschall/REAPER - mit allen Effekten, Reglern etc. Ich würde hier zwei Verfahren empfehlen: entweder, man legt einfach auf dem Master-Kanal (und nur dort!) einen Dynamics 2 Effekt drauf, oder aber man hat nirgends einen Dynamics Effekt und misch komplett “nach Auge/Gehör” im Mixer mit den normalen Lautstärkezügen. Beides wirkt sich nicht auf die Aufnahme aus. Der erste Weg über den Dynamics führt - wenn man 1 bis 3 befolgt hat - normalerweise dazu, dass auch der Livestream vernünftig klingt und ordentlich Punch hat. Es gibt eine Einschränkung: ähnlich wie Auphonic klingt der Dynamics 2 Effekt vor allem deshalb so gut, weil er ein paar Sekunden “in die Zukunft” schaut/hört, und sich entsprechend auf das bald kommende Signal einstellt. Das klappt natürlich nur, wenn die Aufnahme schon im Kasten ist - beim Recording selbst kann immer nur das gerade anliegende Signal einberechnet werden. Ich würde aber sagen, dass der Unterschied hinnehmbar ist und der Klang für einen Livestream schon in Ordnung ist. Wenn man den Mix selber herstellt, hat man zunächst mal das Problem: wo/wie höre ich den eigentlich ab? Was man hier nun braucht, ist eine Art Hinterbandkontrolle. Auch das geht (natürlich) mit Hilfe der Routing-Matrix, aber die Details dazu schaut man sich bitte wirklich im Video oben an. Generell würde ich es erst mal mit dem Dynamics 2 auf dem Master probieren, wenn das nicht klingt komplett clean, wenn das nicht klingt manuell nachjustieren. An den reglern des Dynamics 2 würde ich wenig bis nichts verstellen, wenn die Summe ok ist (Punkt 2) dann sollte der für den Stream schon hinreichend gut funktionieren. Details zum Tuning habe ich ansonsten hier frisch verbloggt.

Fertig.

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Wow, wie immer eine super Erklärung. Danke Dir!

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