Neuer günstiger Inline-Mikrofonvorverstärker

Ich wollte schon immer mal wiesen, wie gut diese “Voodoo” inline-preamps wirklich sind, denn man bekommt kaum verlässliche Zahlen. Bei 20€ kann man aber echt nichts mehr falsch machen, und daher habe ich mir das Teil mal geholt, und ich entschuldige mich vorab für die extrem nerdige Analyse unten.

Als erstes fällt einem nach dem Auspacken aber sofort auf: Hohes Gewicht, es hat ein Metallgehäuse (Zylinder) mit ca. 2mm Materialstärke.

ct1_side_view ct1_pcb_top ct1_pcb_bottom

Die Steckverbinder hinterlassen einen semi-stabilen Eindruck, Logo des Herstellers:

ct1_xlr_conn_logo

Zu den Messwerten:

Der genaue Gain hängt anscheinend von dem Load an Ein- oder Ausgang ab: Mit Mikrofon (super billiger SM58-Clon) auf Mikroständer fixiert vor meinem Monitorlautsprecher, muss ich den Preamp eines X32 von +55.5dB (max) auf +30.0dB reduzieren um auf das gleiche Eingangssignal (bei 1kHz Sinus, reproduzierbar) zu kommen, das wären ⇨ +25.5dB Gain im CT1.

Wenn ich den Frequenzgang einer billigen passiven DI-Box, in einer Loop zwischen Audiointerface-Ausgang und Mikrofon-Eingang, messe und einmal noch den CT1 einschleife, so sieht man nichts auffälliges. Das Zittern in der roten Kurve (CT1) kommt wohl daher, dass ich aufgrund der hohen Verstärkung mit relativ wenig Pegel messen musste. ⇨ Eine Verfärbung im Klang ist mit dem CT1 nicht zu erwarten.

REW_Frequency_Chart

Klirrfaktor / Nichtlinearität

Bis zu einem Eingangssignal von ca. -28dBU (Sinuston mit -46dB unter dem Fullscale-Ausgang meiner Soundkarte die macht max. +18dBU) verzerrt der CT1 so gut wie nicht. Angegeben im Datenblatt sind 0.02% S/(THD+N).

SigGen_1kHz_n46d0dBfs

Rauschen

Der eigentliche Zweck dieser Inlinepreamps ist möglichst rauschfreie Verstärkung zu liefern. Aber rauscht es wirklich weniger als ein halbwegs brauchbares Interface? Der nächste Plot zeigt das Rauschen eines 200 Ohm Abschlußwiderstands, das entspricht der üblichen Impedanz dynamischer Mikrofone). Normiert jeweils mittels eines bekannten Sinussignals via einer DI-Box, Eingangsverstärker sind der CT1, ein EchoAudio EchoFire 4 (sehr gut), und ein X32 Pult von Behringer.

noise_density

Im Handbuch spezifiziert für den CT1 ist >120dB unweighted (wahrscheinlich meinen sie besser als -120dBU, unweighted), gemessen habe ich -123.5dB. X32 spezifiziert -128dBU, aber bei 0Ω, das passt auch in etwa, EchoFire 4 entspricht etwa dem thermischen Rauschen des Abschlußwiderstands + 1nV/rtHz, so soll es sein.

Der Gain des CT1 ist in diesem Aufbau nur 21.8dB (-41.2 … -19.4 dB Uref) , nicht 25.5dB wie bei dem ersten Test mit dem Mikrofon. Spezifiziert sind “max. +25dB”. Bei diesen Preamps hängt der genaue Gain aber von Eingangs/Ausgangsimpedanz ab, insofern nicht verwunderlich.

Der CT1 macht ca. 3.5dB mehr Noise als das, was so technisch möglich ist. Im für das menschliche Gehör besonders empfindlichen Bereich um 2kHz ist er vergleichbar mit einem Behringer X32 Preamp (oder einem Focusrite Scarlett, der rauscht ähnlich viel).

Mein Tascam DR-40 ist viel, viel schlechter (>20nV, passt nicht mehr auf den Plot), dort hört man schon qualitativ eine riesige Verbesserung, ein Unterschied wie Tag und Nacht!

⇨ Der CT1 macht aus einem schlechten Preamp einen vollkommen akzeptablen, und im Vergleich zu der gebotenen Leistung sind die 20€, die er kostet, ein Witz. Wenn man bereits ein brauchbar gutes Audiointerface hat gibt es allerdings keine merkliche Verbesserung.

Stromaufnahme Phantomspeisung: 5mA (2.5mA Hot + 2.5mA Cold) @ 48V. Funktioniert bei mir am DR40 auch noch mit 4.1mA @ 24V. Die Phantomspeisung Im 48V Betrieb hat bei meinem DR40 einen Stromverbrauch von ca. 100mA bei 5V zu Folge.

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