Liebe Sendegate-Community, entschuldigt bitte mein ein bisschen Off-Topic-Post.
Ich bin Teil von c3lingo, der Dolmetscher*innen-Community, die u.a. bei Chaos-Events wie dem CCC Congress und Camp, aber auch bei anderen kulturellen und sozialen Veranstaltungen wie z.B. dem Fusion-Festival oder TIN-Solifest Simultanübersetzungen anbieten.
Das Projekt läuft seit vielen Jahren, aber besonders seit wir verstärkt außerhalb des C3 aktiv sind, haben wir häufig Probleme mit unserer Hardware. Außerhalb des Congresses gibt es häufig keine Infrastruktur und/oder wenig Budget fürs Dolmetschen. Deshalb möchten wir eigene Dolmetsch-Konsolen bauen, die möglichst offen und frei sind, günstig in der Anschaffung, und mit zugeschnittenen Features.
Dafür suche ich mehr Informationen und Unterstützung mit Wissen, Tipps, gerne auch aktive Mithilfe bei Planung und Bau. Mehr Details im Folgenden.
Auf dem Markt gibt es sowas meist nur als Systeme, Zielgruppe sind Konferenz-Center und Großveranstaltungen, entsprechend kostet eine Konsole vier- bis fünfstellig und braucht obendrein noch mehr Hardware für Signalverteilung und -verarbeitung. Mieten ist etwas günstiger, aber immer noch prohibitiv teuer für kleine, oft selbstorganisierte Veranstaltungen.
Was sollen solche Konsolen können?
- Sprecher*innen-Audio einspeisen (per XLR) und auf 2-3 Kopfhörer/Headsets ausgeben, damit die Dolmetscher*innen den Vortrag hören können
- Gedolmetschtes Audio von den 2-3 Headsets oder Mikros (per XLR, Klinke, oder Kombination angeschlossen) aufnehmen und nach außen leiten (üblicherweise zu einem Mischpult, FOH, etc. - aber “außerhalb unserer Verantwortung”); entweder schon vorgemischt oder einzelne Signale pro Mikrofon
- Die Kopfhörerlautstärke sollte separat regelbar sein
- Optional sollte man das eigene Mikrofonsignal bzw. das der Co-Dolmetscher*innen in den eigenen Kopfhörer mischen können zum Monitoring, dann sollten auch die Verhältnisse von Stage-Signal, eigenem Mikro und anderen Mikros einstellbar sein
- Jedes Mikrofon sollte dauerhaft schaltbar (ein/aus) sein, ohne Störsignale abzugeben
- Jedes Mikrofon (oder der gesamte Output) sollte eine Räuspertaste haben, um das Signal kurzzeitig zu ducken
- Durch LEDs oder Leucht-Buttons sollte signalisiert werden, welche(s) Mikro(s) “on air” sind
- Optional wäre eine von außen steuerbare Signal-LED schön, die anzeigt, ob das Signal “upstream” noch “on air” ist, d.h. ob es noch an Zuhörende ausgespielt wird oder schon “abgredeht” ist
- Ebenfalls optional wäre eine einfacher Rückkanal schön, um der Upstream-Technik zu signalisieren, wenn es irgendwelche Probleme oder Fragen gibt, z.B. “Wir hören nichts, bitte Input prüfen”, “technisches Problem, bitte vorbeikommen”, und so.
- Alles sollte gegen EM wie Mobilfunk, DECT und Wifi geschirmt sein, damit keine Störsignale reinkommen.
Bonus-Features, die extrem praktisch für unsere Anwendungsfälle wären:
- Integriertes Pre-Mixing und Recording, so dass man nach der Veranstaltung schnell mehrsprachige Aufzeichnungen veröffentlichen kann (das könnte aber auch in einer Art Head Unit pro Saal stattfinden)
- Optionales Auto-Ducking: Wenn kein Mikro an ist, sollte der O-Ton einfach durchgeschleift werden, wenn mindestens ein Mikro an ist, sollte der O-Ton auf einen einstellbaren Pegel “geduckt” werden
- Monitoring- oder Recording-Ausgänge wären praktisch
- Signaling zum Mixing Booth und zur Bühne wäre praktisch, um z.B. den Vortragenden ein “Slow Down”-Signal zu geben oder den Techniker*innen ein “Irgendwas geht nicht richtig, aber wir können auch nicht unterbrechen, bitte kommt vorbei”-Signal
- Möglichkeit, auch eine externe “On Air”-Leuchte oder -LED zu schalten, wäre willkommen
- Relais-Option, d.h. Mehrkanalfähigkeit, z.B. wenn das Stage Audio auf Deutsch ist, gibt es eine*n Dolmetscher*in, dx DE->EN übersetzen, und eine*n zweite*n, dx dann das Relais-Signal (EN) bekommt und EN->FR übersetzt.
- Wenn man USB oder SD-Karte einstecken könnte um das Ding zu konfigurieren und z.B. auch Events an REST-APIs schicken könnte, wäre das ein sehr nicer Bonus, ebenso SSH-Zugang oder Web UI o.ä.
Beispiele für verschiedene Konsolen, mehr oder weniger fancy:
- https://www.jts-europe.de/produkte/installation/dolmetscher-systeme/it-12d/ (auch als Enersound IC-12 verkauft, ~900€)
- https://www.williamssound.com/catalog/ic-2 (~1500€)
- https://www.shure.com/en-US/products/conference-discussion/mxc/mxcic
- https://www.riedel.net/en/products/intercom/intercom-panels/commentary/ (~15000€)
Ihr seht, das ist alles recht teuer, häufig mit krassen Lizenzen belegt, und oft nicht mal als nicht-Unternehmen kaufbar. Wir möchte gerne etwas, was jede*r bauen oder bezahlen kann, wovon wir auch einfach mal ein paar im C3VOC haben können und verleihen können, was flexibel ist, unter offenen Lizenzen steht, etc.
Gerne würde ich mich mit Menschen, die von Audio-Hardware, insb. den Eigenbau davon, Ahnung haben, näher unterhalten. Ich bin eher in Konzept, Design und Software stark, aber habe die Hoffnung, dass heutzutage digital auch mit relativ niedrigen Hardwarekosten sowas gut (genug) lösbar sein sollte.