Interview-Podcast mit Oma - wie angehen?

Liebe Podcast-Gemeinde,

meine Oma ist stolze 86 Jahre alt und ich hätte große Lust sie ausführlich über ihr Leben auszufragen. Geboren in Nazideutschland, gesamte DDR durchlebt, 30 Jahre Bundesrepublik - da kommt einiges zusammen.

Wir verstehen uns sehr gut, jedoch haben wir so ernsthaft noch nie geredet. Ich frage mich nun, wie ich das am besten anstelle. Mehrere Gespräche wären auch möglich.

Habt ihr Tipps? Würdet ihr chronologisch durch ihr Leben gehen? Ist ein anderer Aufbau besser? Sollte man einfach drauflosplaudern? Kennt ihr schlaue Literatur dazu? Vielen Dank!

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Ich glaube chronologisch ist abhängig von der geistigen Fitness. Ich will nichts unterstellen, aber ich denke selbst mit Mitte 30 bekommt man nicht immer die rivhtige Zeitschiene hin.

Ich glaube ich würde das eher an Themen aufhängen.
Beispielsweise

  • Spielzeug
  • Kinderspiele (Verstecken etc. Was wurde gespielt? Heute sind einige Spiele ja deutlich propagandalastig etc.)
  • Teenager-Alter
  • Erste Liebe (wie und wo hat man sich kennengelernt, musste man was heimlich tun etc.)
  • Ausbildung / Beruf

Etc. Etc.

Ich denke die Loste kann man viel viel länger spielen. Und thematisch dürfte der Zusammenhang für deine Oma als auch die Hörer besser sein. Ich denke nicht, dass du steifen Geschichtsunterricht haben willst, sondern eine lockere Atmosphäre.

Und zwecks Hardware würde ich empfehlen nimm ein Lavalier für euch beide und nimm idealerweise mit einem H6 oder ähnlich auf mit Mikrofonaufsatz.
So kannst du eventuell auch zwei Akustiken erzeugen, die es auch lebhafter machen kann.
Ein Headset könnte für deine Oma etwas befremdlich wirken.

Mach ihr die Situation so angenehm wie möglich. Trinkt Kaffee oder Tee.
Dann hättest du vielleicht auch schon einen Titel wie „Damals - bei Kaffee und Kuchen“ oder ähnlich.

Ein ähnliches Projekt kannst dir auch anhören. Der Name ist „Mensch Mutta“, da gabs leider nur neun Folgen.

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei. Das Thema finde ich sehr interessant und freue mich davon zu hören.

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Sowas ähnliches hat Katharina Thoms mit dem Podcast „Mensch Mutta“ - also mit ihrer Mutter - gemacht und dafür 2019 den Grimme Online Award bekommen, vielleicht solltest Du da mal reinhören. Zu finden unter https://menschmutta.de/

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Für meine Nullnummer habe ich mit meiner Oma gesprochen, mich dafür im wesentlichen an ihrer Biographie orientiert und mir vorher einige Themen überlegt zu denen sie vermutlich gerne was sagen würde. Wir waren dabei auch „ernsthaft“ und konzentriert über einige Dinge gesprochen wie vorher noch nie. Ohne deine Oma zu kennen und zu wissen wie man ihr ein möglichst gutes Gesprächsangebot macht, kann ich nur sagen, dass meine Oma super entspannt war, wir locker mehrere Folgen hätten füllen können und sie sich richtig gefreut hat, dass wir uns so unterhalten haben.

Also: chronologisch am Lebenslauf entlang hangeln mit einigen Einzelfragen im Hinterkopf ist vermutlich ein guter Rahmen.

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Danke für die Ratschläge, das ist sehr hilfreich. Von Mensch Mutta hatte ich auch gehört, werde ich mal reinhören! Ich weiß noch, dass Staatsbürgerkunde ja auch so ähnliche Formate hatte/hat.

Und du hast recht, mit Headset wird das wahrscheinlich nichts. Lavalier müsste ich mir besorgen, vielleicht macht es aber auch ein Mikro mit Nierencharakteristik? Habe die hier noch zuhause liegen, kenne mich aber nicht sooo super damit aus.

Vielen Dank auf jeden Fall!

Dankesehr, ich werde reinhören!

Danke, das werde ich mir definitiv anhören. Auch bei meiner Oma habe ich so das Gefühl, dass sie wahrscheinlich einfach drauflos reden könnte und es ein sehr gutes Gespräch würde. Ich frage mich nur, ob man sich davor Gedanken machen sollte, um Dinge nicht auszulassen - bewusst oder unbewusst. Beste Grüße!

Am Ausprobieren wird dich niemand hindern.
Teste doch einfach mal 10 Minuten und hörs dir an. Je nachdem wie viel sich deine Oma bewegt, kann die Qualität variieren, aber das ist höchst individuell.
Ein Lavalier kann dich davor auch nicht schützen.
Wenn du immer gleichen Sprechabstand haben willst, dann müsstest du Nackenbügel oder Headsets verwenden. Ob die dann deine Oma irritieren, gilt es auszuprobieren.

Generell gilt ja auch immer:
Es muss für dich funktionieren, das gilt für Technik, Format, Aufbau und alles drum rum.

In meinen Augen gilt folgendes: Probiert euch aus. Beim ersten Test ists für sie vielleicht noch komisch. Ihr werdet aber sicher einen Weg finden, der funktioniert.

Als Hörer würde ich mir folgendes wünschen:

  • Authentisches Gespräch, nicht zu gezwungen an Abläufe etc.
  • Lass sie möglichst frei erzählen und frage nach oder lenke minimal. Nicht zu viel eingreifen, das würde sicher den Fluss der Geschichte stören
  • Nicht zu eingeengte Themen, die dann immer wieder in Schranken gewiesen werden - Sprich mit ihr vorher oder zu beginn darüber um was es dieses Mal gehen soll.
  • Habt Spaß dabei, solange sich deine Oma gut dabei fühlt, wird es sicher auch ein gutes Ergebnis.

Aber: Es wird oder ist euer Format. Es gibt nicht nur einen Weg. Nimm meine Punkte nicht als Vorgaben sondern als Gedankenanstöße.

Leider kann ich ein solches Format nicht mehr mit Großeltern machen.
Auch wenn manches nicht an die Öffentlichkeit kommt, hoffe ich für euch dass es eine tolle Erfahrung wird.
Wissen und Erfahrungen aus den älteren Generationen ist sehr sehr wichtig. Das etleben wir gerade in def heutigen Zeit wieder sehr deutlich.

Ich drücke euch die Daumen!

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Danke für die motivierenden Worte! Ich trage die Idee ewig schon mit mir herum. Durch meine anderen Podcasts habe ich nun aber das Gefühl, das technisch und professionell machen zu können. Nun tret ich mir in den Hintern und starte das :wink:

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Mach das und sag’ Bescheid, wenn du was hast. Finde ich megagut! Tolle Idee.

Ich würde mir vor allem so Alltagsgeschichten wünschen, also wie das damals so war als Krieg war, als der vorbei war, als es mit Deutschland „wieder aufwärts“ ging. Wie hat sie das mit den Hippies empfunden? Was gab es zu essen? Und wie haben sich Dinge verändert…? Tausend Fragen über die man sprechen kann.

und vor allem: Lass dir nicht zu viel Zeit. Ich weiß leider aus eigener Erfahrung, dass man manchmal vergisst, wie schnell sich alles ändern kann. Wie gerne hätte ich das Gespräch mal mit meinem Opa Bernhard geführt. :-/ Leider war ich zu jung, um die richtigen Fragen zu stellen und mein Vater wiederum weiß natürlich auch nicht mehr alles von früher bzw. hat es ja auch nur erzählt bekommen…

Haut rein und habt Spaß!

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Danke, das ist sehr motivierend zu hören! Alltagsgeschichten fände ich auch super. Und sie hat so viele auf dem Kasten! Etwa, wie sie nach dem Krieg den Enten Eier geklaut haben (um zu kochen!), oder wie sie im Wald Kanister und Mäntel von Soldaten gefunden haben etc. etc.

Tut mir leid mit deinem Opa und ich verstehe das sehr sehr gut. Ich würde das auch gern für mich, meine Eltern, vielleicht meine Kinder konservieren. Man denkt ja immer, man hätte noch viel Zeit, aber das ist natürlich eine Illusion.

Schöne Grüße

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Ja, genau. Deshalb anfangen und loslegen. Verbessern und verändern kann man das dann immer noch, wenn man dabei ist…unsere Zeit ist endlich…übrigens wäre das auch mal ein spannendes Thema: Wie fühlt sich altwerden an und muss man davor Angst haben…

ich freue mich schon drauf und die Geschichten klingen jetzt schon klasse…

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Es spricht ja auch nichts dagegen, sich in „voranschreitenden Schleifen“ durch das Leben zu bewegen: Grob dem Lebenslauf folgend, aber Abzweigungen und Rückblenden zulassen. Lass sie so viel erzählen, wie es geht! Leider habe ich mit „Staatsbürgerkunde“ zu „spät“ angefangen, als dass meine Großeltern noch einen aktiven Part darin spielen konnten, aber lass sie erzählen!

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Danke für die ermutigenden Worte. Ich hoffe, dass die Pandemie nicht dazwischenfunkt und ich bald loslegen kann.

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Ich drücke die Daumen, für Dich, für Oma, für alle :slight_smile:

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Ich möchte gern die Aussage von @mailonator aufgreifen und ergänzen:

–> https://media.ccc.de/v/subscribe10-32-mensch-mutta-jetz-sag-doch-mal-

:wink:

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