Gute [kostenlose] Equalizer für Windows gesucht

Lieber Ralf,

ich weiß Dein Engagement für die Community wirklich zu schätzen und auch ich habe mir den ein oder anderen Tipp hier abgeholt, der zumindest zum nachdenken anregte (nein, umgesetzt habe ich sie dann, bis auf eine Ausnahme, doch nicht, weil sie für mich keine Verbesserung darstellten). Aber man schaut immer wieder mal gern in andere Bereiche hinein.

Nun sind wir hier in einem Thread, in dem ein Beginner gleich nach EQ und Kompressor sucht. Davon hast Du ihm primär abgeraten, was ich ja auch begrüße. Da sind wir auf einer Wellenlänge.

Nur kommt dann eben so eine Standard-Empfehlung hinterher, die mit der Begründung einfach nicht hinhauen kann: Dieses und jenes Mikrofon braucht keinen EQ, weil es ohnehin prima klingt. Und spätestens da verdrehe ich die Augen und stelle Dich vorschnell in die „mit ideologischen Scheuklappen durch die Gegend rennend“-Ecke, auch wenn das - ob Deines vielfältigen Wissens - generell vermutlich nicht gerechtfertigt wäre.
Es entsteht einfach nur der Eindruck, dass alle anderen Optionen, die hier bei Sendegate vielfältig vertreten sind (wenn man sich mal tiefer einliest) für Dich einfach nicht existent sind und sie auch nicht akzeptiert werden bzw. ihnen einfach keine Chance eingeräumt wird.

Du bist hier Podcastpate, Dein Wort hat Gewicht, und genau dem wird gefolgt - auch wenn es Alternativen gibt, die man aufzeigen könnte.
Nochmals: Dein Engagement in allen Ehren, aber da hängt nun mal auch Verantwortung mit dran.

Aus einem anderen Thread:

[quote=„rstockm, post:1, topic:3076“]
Man liest immer mal wieder den Vorwurf:

„Wenn man kein Zoom H6 mit Beyerdynamics DT297 Headset und Ultraschall und Podlove und Auphonic einsetzt, wird man hier im Sendegate nicht ernst genommen.“

Da ist im Kern sicher was dran, und ich selbst bin vermutlich nicht unschuldig. Ich glaube auch ernsthaft, dass es Sinn macht, so etwas wie best practice vorzustellen, ein Benchmark, an dem sich andere Lösungen messen können.[/quote](Hervorhebung von mir)

In der Tat liest sich das wie eine ultima ratio, und aus meiner bisherigen Erfahrung heraus folge ich eher der Philosophie des „neue Entwicklungen verfolgen, prüfen und bewerten“ statt Vergleichsmaßstäbe und Benchmarks zu setzen.
Zugleich entsteht der Eindruck, dass andere Podcaster keine guten oder gar optimale Ergebnisse erzielen würden, wenn sie das Equipment nicht hätten und bestimmte Bearbeitungsschritte nicht einhalten. Doch das Gegenteil ist … zumindest möglich, so meine Wahrnehmung. Allein für den Neu- oder Quereinsteiger ist das halt nur schwer auszudifferenzieren.

So ein wenig fühle ich mich an die Werbung der 1970er und 1980er Jahre erinnert, wo speziell an das schlechte Gewissen der Hausfrauen appelliert wurde, frei nach „hättest du besser mal xy genommen“.
Einziger Unterschied: Während die Wäsche seit über 30 Jahren immer reiner, weißer und farbechter wird (ja, damals™ bereits!), versauen unsere Hörgewohnheiten zunehmend. Woran im übrigen das Radio, das Du irgendwo auch als Referenz aufgeführt hast, nicht ganz unschuldig ist. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass es kein Hexenwerk mehr ist, Webradio und auch Podcasts qualitativ besser als die herkömmliche, plattkomprimierte Soße im terrestrischen Funk zu produzieren. Man muss es nur wollen, und das hat nun wirklich nichts mehr mit dem „letzten Quäntchen“ zu tun.

Apropos:

Es geht gar nicht um das „letzte Quäntchen“, sondern um grundsätzlich gute - hörbare! - Qualität. Und die kann man nun mal auf eine sehr vielfältige Art und Weise erreichen.
Du hingegen scheinst nur ein einziges Pferd in einem ganzen Gestüt reiten zu wollen, und so lesen sich dann auch Deine Empfehlungen.

[quote=„rstockm, post:17, topic:4865“]Akzeptiere aber auch, wenn sehr viele diesen Aufwand nicht betreiben wollen, und einfach nach einer Standard-Empfehlung suchen.
(…)
Und das sind die Klassiker DT297 und HMC660 eben sehr solide Lösungen.[/quote]
Beide hatte ich noch nicht in der Mache (weil es in meinem Fall unnötig ist), aber ich würde vielleicht schon mal das HMC660 „vorführen“, ob es bei mir wirklich so toll ist. Ich fürchte: Nein, aber das lasse ich euch vielleicht noch hören (schade nur um die Logistik; bei mir in Frankfurt gibt es das nämlich gar nicht).

Nur: Ich stoße mich ja vor allem an der Aussage, dass das Mikrofon „auch so schon prima“ klingt.
Aus meiner Erfahrung heraus kann ich Dir sagen, dass keines (!) meiner Mikrofone diesem Anspruch gerecht wird - und ich glaube kaum, dass Du ein schlechtes Gehör oder bescheidene Ansprüche hast.
Nicht umsonst habe ich viele Mikrofone geliehen oder gebraucht gekauft, getestet und auch wieder verkauft, weil sie einfach nicht das abgeliefert haben, was ich hören wollte. Das schließt im übrigen auch teure Modelle mit ein.

Schön wäre es, wenn wir sagen könnten: Dieses und jenes Modell / diese Bauart hat folgende Vor- und Nachteile, als Alternative gäbe es da noch… usw. usf.
Das wäre, aus meiner Sicht, eine echte Hilfestellung. Alles andere wäre die Sozialisierung der Podcast-Szene, aber ich glaube, dass verschiedene Podcaster mit unterschiedlichen Inhalten und Aufnahmetechniken höchst verschiedene Inhalte transportieren möchten. Da gibt es kein Universalrezept.

- Was ist „G.A.S.“? -
Du verfällst schon wieder in Deine Standardschiene.
Was spricht gegen ein H2, H4, H5, ggf. ein zusätzliches Mikrofon (Überraschung: Es geht auch ohne Headset!), warum kein USB-Mikrofon, warum kein Interface von Steinberg oder Focusrite mit Mikrofon und Tischstativ?

Das Problem ist: Wenn die nachfolgenden Schritte, die hier empfohlen und beworben werden (Reaper, Ultraschall, Auphonic), mir hinterher ein sensationelles Endprodukt abliefern - warum brauche ich dann vorneweg eben genau diese Hardware?

Ich höre hier zeitgleich einen Podcast, der auf all’ das verzichtet und ich finde ihn qualitativ einfach nur gut (inhaltlich bringt er mir nichts, da es nicht mein Thema ist).
Genau das aber ist mein Punkt: Gute Kuchen gehen auch ohne das Zeuchs von den Oetkers, nur dass hier suggeriert wird, es ginge nicht ohne! Oder täusche ich mich da? Hat sich Deine stark vertretene Meinung schon so in mein Hirn gebohrt, dass ich Sendegate mit Deinem Universalrezept gleichsetze?

Deine faktische Evidenz ist das eine, die Welt jenseits dieses tiefen Suppentellers ist etwas anderes.
Im Bereich des Webcastings habe ich die Nummer schon mehrfach durch. Urhüpflich hatte ich es ja mit der Webradioszene, und da geht es - hardwaretechnisch - ähnlich zu. Im Bereich der Livestreams kommt Video hinzu (vorher waren es die Gamer bei YT im Bereich der Nachbearbeitung), wobei da auf die Audioqualität leider nicht so viel Wert gelegt wird.

Abschließend: Natürlich ist gute Qualität ohne Inhalt nichts. Aber wenn ich das beste Konzept habe und einen Inhalt, der aktuell hip ist sowie eine oder mehrere Stimmen, die das transportieren können, kann ich mir das alles mit einer besch…eidenen Qualität zerschießen. Keiner hört mir gerne zu, wenn es zu anstrengend wird, weil die Qualität mein Ohr beleidigt (Hall, Pops, Frequenzverbiegungen). Ergo: Wenn es unserem natürlichem Hörempfinden nicht mehr entspricht, sinkt die Aufmerksamkeit.

Es gibt sehr viele mögliche Standardempfehlungen aus verschiedenen Perspektiven. Nicht jeder muss sie ausprobieren, aber man sollte sie ihm vorstellen und ihm die Möglichkeiten zum abwägen geben.

In technischer Hinsicht bin ich inzwischen stärker bei @vtanger und @Joey als bei Dir, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Nicht dass Du nicht kompetent wärst - es kommen ja gute technische Tipps von Dir -, aber die beiden (und sicher noch andere, wenn sie sich stärker zu Wort melden würden) scheinen mehr Weitblick zu haben, der mich und meinen Erfahrungshorizont insgesamt weiter bringt.
Vielleicht täusche ich mich ja, aber so hat sich Dein Bild, Deine Außendarstellung eben bei mir verfestigt.

Von einem weiten Erfahrungshorizont, der sich stärker an den Bedürfnissen eines jeden einzelnen Podcasters orientiert, profitieren letztlich auch Anfänger, Neu- und Quereinsteiger.

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