Experiement: Ultraschall + Reaper + WinTablett + Onedrive

Ich mag meine Erfahrung einfach mal teilen. Evtl. ist das ja für irgendwen relevant. Das lässt sich sicher auf ganz viele Geräte übertragen und ich mag ermutigen, das einfach mal auszuprobieren.

Das soll jetzt keine Werbung für bestimmte Hardware sein. Die Dinger sind ja alle recht gleich was das angeht.

Ich habe vor einigen Tagen eine Aufnahme gemacht und saß danach recht lange im Zug. - Mir war langweilig.
Zeit zum Schneiden war da, ich hatte aber nur mein Tablet dabei, dass ich eigentlich nur für die Notizen benutze, zum Surfen und für Mails. Naja, man nutzt, was gerade da ist.

Erwartung:
Zu klein, zu lahm. - Macht keinen Spaß.

Konfiguration:

  • 2 Spuren aufgenommen auf SD-Karte, 2 Stunden lang, WAVE
  • Tablet: Surface Go-Tablet (8GBRam-Version) mit Maus und Anstecktastatur und Windows
  • Windows 10 S auf dem Gerät wurde in Wind 10 geändert. Das geht kostenlos über den Store und dauert 10 Minuten. Dadurch funktionieren alle Windows-Anwendungen.
  • Kopfhörer am Klinke-Ausgang
  • Dateien ins Onedrive-Verzeichnis gelegt
  • Aufnahme mit Interface direkt am Tablet habe ich nicht ausprobiert

Ich habe einfach mal versucht, ob Reaper damit harmoniert, heruntergeladen und installiert. Das Zug-WLAN war die größte Bremse. Nach gut 100 Kilometern war der Download fertig und die Installation hat auch recht lange gedauert. - Naja, ist ein schwaches Gerät.

Zuerst:
Ja, Reaper startet.

Oberfläche und Bedienung:
Die Oberfläche ist recht klein auf dem 10-Zoll-Tablet, aber man kann alles erkennen. Mit ein wenig Anpassung habe ich die Schriften vergrößert. Nur die Routingmatrix blieb recht winzig. Zum Schnitt ist das aber nicht so relevant. Das Ding hat kein 16:9-Format und ist etwas höher. Das hilft eine Menge.
Das Touchpad der Tastatur ist mir zu klein. Touch auf dem Bildschirm geht, aber im Endeffekt habe ich die Maus genommen. Die Tastatur für Shortcuts. - Nur wenn der Zug wieder rumpelt trifft man in der Timeline nicht immer.

Schwuppdizität:
Wiedergabe und Bearbeitung waren völlig frei von Rucklern und ich habe im Endeffekt die ganze Folge geschnitten, als säße ich am Desktop. - Einen großen Unterschied habe ich nicht bemerkt.
Dynamics, EQ und weitere 2 Spuren für Musik und Einleitung waren kein Problem.
Ducking kostet wohl mehr Recourcen. Da ist dann eine Verzögerung zu spüren. Läuft aber dann durch.

Akku:
Reaper zerrt da nicht nennenswert dran herum. Das Teil blieb recht kalt. Nach 3 Stunden basteln war noch etwas Akku über. Ich hatte ein glühendes Etwas erwartet, dessen Akkustand mir den Spaß verdirbt. - Geht aber.

Rendern:
Das Rendern habe ich einfach mal versucht: Das ist lahm. Am Desktop steht da 50x, auf dem Tablet erst 10x, dann 5x. - Das überlasse ich dann doch dem großen Rechner. Es geht, dauert aber eben. - Und das saugt dann auch am Akku. - Das habe ich abgebrochen.

Überrascht hat mich, dass ich das Projekt dann am Desktop einfach aus dem Onedrive direkt öffnen konnte. Alle Dateien wurden direkt gefunden und ich konnte direkt weitermachen. - Das ist schon ein ziemlicher Luxus. Das Sync geht auch recht fix. Reaper erzeugt offenbar nur wenige Datenänderungen.

Insgesamt braucht die ganze DAW wirklich wenig Systemrecourcen. Läuft flüssig und die Bedienung ist ok. Man KÖNNTE das kleine Ding zu Hause auch an einen größeren Bildschirm anschließen. Aber darum geht’s ja nicht.

Das Spielkind in mir wollte es nicht anders… Hier lag irgendwo noch so ein 100 €-Billig-Atom-Tablet rum. “Volkstablet” stand mal auf dem Karton. Da steckt ein Atom-Prozessor drin, 2 GB RAM.
Ergebnis: Ja, startet. Lasst es! Das ruckelt, das knackst, das ist laggy. Es geht zwar irgendwie, aber macht keinen Spaß.

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Hallo Sebastian,

vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht, immer interessant sowas zu lesen… Aber vor allem Danke für dieses wunderschöne Wort:

„Schwuppdizität“ wird wohl mein Wort des Jahres 2020 :smiley:
oli

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Ist ein von der c‘t in den 90ern eingeführter, gängiger IT-Kennwert für die Responsivität von Nutzeroberflächen.

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Wird oft verwechselt mit Fluppdizität. Der Begriff ist noch älter.

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Sehr, sehr cool!

Das ist jetzt aber kein Surface Go out-of-box, oder? Hast du den Windows S-Mode über den Store per Upgrade auf Pro ausgeschaltet oder Windows 10 neu installiert? Asking for a friend…

Stimmt. Und nun fühle ich mich alt. Aus den 90ern…

Den S-Mode habe ich gleich nach dem Kauf abgeschaltet. Danach ist es ein normales Windows 10. Braucht nur einen Neustart, keine Neuinstallation.

OK. Was kostet das? <- Nur zur Dokumentation hier im Thread.

Finde ich immer schwierig. Die Preise schwanken ja ständig und Google hat dann ja doch jeder.

Kaufen würde ich es dafür nicht.
Ich habe das halt da und benutze es bei den Aufnahmen als Notizbuch (Onenote). Da stehen meine Fragen drauf und die Shownotes kann ich mit dem PEN mitschreiben. Da ist das wie ein Ipad.
Mit Stift, Tastatur und Maus ist man aber schnell über 600 € los.
Da kann man auch gleich zum Pro greifen. Im Zweifel gebraucht. So viel mehr kostet das dann auch nicht und das hat dann auch wieder die Power alles andere zu ersetzen.

Ich meine das Pro-Upgrade.

Achso, Du meinst das wechseln von Win 10 S auf Win 10.
Das kostet nix. Ich ergänze das oben.

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