Direktes Mastering möglich oder besser RAW und dann im Anschluss mastern?

Hallo, willkommen in unserem Forum und: sehr schöne Frage, ich versuche das mal hilfreich zu beantworten.

Vorbemerkung: wenn wir von „Mastering“ sprechen bei Podcasts (andere Audioproduktiuonen haben ganz andere Spielregeln, etwa Musik), dann im Kern von drei Zielen:

  1. Die Folge soll so „laut“ sein, dass Mensch sie auch in der vollen U-Bahn, im Auto etc. gut hören kann. Was hier immer als Ziel genannt wird sind sie sogenannten „-16 LUFS“ - ein psychoakustischer Wert, der genauer als dB beschreibt wie „laut“ Audio empfunden wird.
  2. Fehler die bei der Aufnahme passiert sind ausbügeln: etwa Rauschen der Mikros, Srörgeräusche wie Lüfter des Rechners, Kühlschrank etc, eventuell Übersprechen mehrerer Mikros zueinander (produziert Hall)
  3. Klangformung: um „professioneller“ zu klingen werden etwa etwas die Bassfrequenzen angehoben, meist mit einem Equalizer (EQ)

Grundsätzlich würd eich behaupten: wenn Mensch nicht viel Geld in die Hand nimmt, und/oder in einem Radiostudio sitzt (wo ja live ein guter Klang entstehen muss) ist es schwer bis gar nicht möglich für uns (begeisterten) Amateure, alle drei Ziele schon während der Produktion zu erreichen. Bei 1 droht immer Clipping oder eine zu starke Kompression des Signals, Entrausch-Filter bei 2 funktionieren nur dann wirklich gut wenn sie etwas Zeit zum Rechnen haben und ein „Referenzrauschen“ als Grundlage, Punkt 3 geht noch am einfachsten.

Was sind also die Optionen:

  1. Rødecaster - Mastering direkt im Aufnahmegerät.
    Røde hat hier viel versprochen, aber wie ich in meinem Longread

Glaube nachweisen zu können, klingt es nicht besonders gut, wenn man die angebotenen Bordmittel zur Klangformung einschaltet. Vor allem ist Punkt 1 schlicht - derzeit - nicht möglich, das Røde ist schlicht zu leise bzw. man kann den Output nicht am Limiter vorbei laut genug erzeugen (ohne brutales Übersteuern).

  1. Post-Produktion in Ultraschall
    Wenn Deine Aufnahmesituation gut ist, also Raum, Mikros, Aussteuerung und Sprechverhalten, ist das Mastering in Ultraschall nicht aufwändiger als genau ein Knopfdruck: der Dynamics 2 Effekt regelt eigentlich alles automatisch. Nur wenn Spuren unterschiedlich laut aufgenommen wurden, oder während einer Aufnahme sich die Lautheit stark geändert hat (Mikro vom Mund weggedreht und keiner hat es gemerkt) muss Mensch vielleicht nachsteuern. Hier ist umfangreich beschrieben, wie das dann funktioniert:
  1. Auphonic
    Seit Jahren unbestrittener Gold-Standard zum Mastering von Podcasts ist der Dienst Auphonic. Der kostet zwar (wenig) Geld, dafür kann Mensch sicher sein dass zum einen das Audio im Sinne von 1 genau den richtigen Punch bekommt, zudem hat es die m.E. besten Verfahren um problematische Aufnahmen zu retten. Selbst verhallte Aufnahmesituationen bekommt Auphonic noch gut in den Griff. Zudem fügt es sich gut in unseren Workflow ein, da es etwa die Ergenbnisse gleich auf einen FTP-Server legen kann.

Noch einmal generell: qualitativ gutes Mastering lebt davon, dass es nach der Aufnahme gemacht wird. Warum? Weil dann die Filter und Algorithmen „in die Zukunft hören“ können. In einer Live-Situation weiß so ein Filter nie, was als nächstes passieren wird, und wird dann etwa von einem lauten Husten überrascht. Ist die Aufnahme schon erfolgt, so sieht der Filter hingegen „ah, gleich kommt das laute Husten, das regeln wir dann mal gleich leiser“. Sowohl Ultraschall Dynamics 2 als auch Auphonic profitieren genau davon.

Fazit: Wenn Geld nicht so die Rolle sielt und mensch wirklich keine Mühe haben möchte nehm Auphonic. Wenn ein bisschen Bereitschaft da ist sich etwas in die Hintergründe einzuarbeiten und man gezielter eingreifen möchte: probier den Dynamics 2 in Ultraschall.

Auf beiden Wegen kommt man bald mit sehr wenigen Klicks zu sehr guten Ergebnissen, die allem überlegen sind was „live“ produziert werden kann.

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