Audible sucht Podcastkonzepte: cool oder sinnlos?

Es wird langsam auch in Deutschland ernst: Erst kauft Spotify Böhmermann ein, jetzt ruft Audible Podcaster_innen dazu auf, Konzepte einzureichen. Dass Podcasts (oder, wie Audible es nennt, „serielle Audioformate“) plötzlich das Interesse solcher Plattformen an exklusiven Formaten wecken, hätte ich vor ein paar Jahren jedenfalls noch nicht gedacht.

Findet ihr das gut, reicht ihr vielleicht sogar was ein oder ist das der Untergang des Abendlandes eher skeptisch zu betrachten?

Der Audible Call for Papers

Bis zum 08.07.2016 können Journalisten, Podcaster, Radiomacher und Produzenten Konzepte für neue serielle Inhalte bei Audible einreichen. Die besten Konzepte erhalten von Audible den Auftrag und ein Budget von maximal 3.000€ zur Produktion einer Pilotfolge. Die erfolgreichsten und vielversprechendsten Pilotfolgen gehen anschließend bei Audible in Serie und erhalten Vertrag und Budget für eine erste Staffel.

Also ich fühle mich nicht dazu aufgerufen dort etwas einzureichen. Sprich: Ich fühle mich nicht angesprochen. Wer mag, kann das gerne machen. Ich halt nicht. Weder verurteile ich diese “Aktion”, noch finde ich diese Aktion richtig genial. Für mich existiert diese Aktion. Nicht mehr, nicht weniger.

Des weiteren frage ich mich, ob man es sofort gut finden muss, oder ob man die Aktion gleich als “Untergang” sehen muss.

Bin auf weitere Meinungen gespannt.

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Ich habe auch drüber nachgedacht. Bauchgefühl: Mixed.

  1. Eigene Podcasts: Einer würde sich vom Konzept her eignen (The Macher Report), einer vielleicht (Bienengespräche), zwei nicht (Physikalische Soiree, Lob und Tadel). Die Konsequenzen wären mir aber zu groß, was die Produktion betrifft, sodass ich mich in diese Richtung nicht engagieren werde.

  2. Zwei fallen mir ein, die ich kenne, die gut hinpassen würden: Explikator und Zeitsprung. Die würden mir fehlen, wenn ich sie nicht mehr kostenlos abonnieren kann - vermutlich würde ich aber deswegen kein Audible Account lösen.

  3. Ein neues Format zu entwickeln für Audible und das Publikum von dort, das halte ich für keine Schande, weil es auch mit Geld verbunden ist, das man verdienen kann. Und ja, warum nicht.

Insgesamt: the more the merrier. Es kann kein Schaden sein, wenn alternative Formate auf alternativen Plattformen stattfinden.

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Nicht cool oder sinnlos, sondern eher lieber sein lassen.

Audible (Amazon Tochter) sammelt hier nur Ideen und sichert sich rechtlich gegenüber eventuellen Urheberrechtsklagen ab:

4. Geistiges Eigentum
[…]
Es bestehen daher keine Ansprüche eines Teilnehmers, der nicht als
Gewinner ausgewählt wurde, gegen Audible, wenn Audible ein ähnliches […] [Konzept]
umsetzt.

Und wer würde sich schon trauen Amazon zu verklagen?!

Nicht zu vergessen: Das Bundeskartellamt ermittel gerade gegen Audible weil sie bei Itunes ein Monopol haben, und die Hörbuchverlage jammern schon seit Jahren, dass Audible ihnen Knebelverträge aufzwängt. Audible ist also niemand mit dem man Geschäfte machen möchte.

Ich höre jetzt Böhmermann auf Spotify :stuck_out_tongue:

Warum nicht Gelegenheiten und Geld mit nehmen wenn sich da was bietet ?
Evlt bekommt man jda ja auch einen Itunes Appstore Deal 15-30% für den Content Hoster - den Rest für euch.
Die Youtube oder Affiliate link Kohle steckt man doch auch ein. Plus Bannerwerbung und Payedcontent und co.
Das ganze bietet doch auch eine Möglichkeit bekannter zu werden und breiter zu streuen.

[quote=„Fischer_Fritze, post:4, topic:3441“]Audible (Amazon Tochter) sammelt hier nur Ideen und sichert sich rechtlich gegenüber eventuellen Urheberrechtsklagen ab:

[/quote]

Also ich wollte antworten, sie möchten sich wahrscheinlich dagegen absichern, dass mehrere Leute ähnliche Ideen einreichen. Dann hat mich das „daher“ stutzig gemacht und tatsächlich es steht im […]:

[quote]Audible weist darauf hin, dass nicht ausgeschlossen ist, dass sich
Konzepte verschiedener Teilnehmer in einem oder mehreren Aspekten
ähneln.[/quote]

:joy: Gut ich nehme an, das ändert nichts an deiner Einschätzung.

Zur Ergänzung, man könnte sie auch verdächtigen, das sei nur eine PR-Maßnahme. Nach dem Motto: Schaut wir tun was für Podcasts in Deutschland. Oder dass sie dort eigentlich Informationen über deutsche Produzenten sammeln. E-Mail, Telefonnummer, Vita, Arbeitsproben, Textprobe, DNS vom abgeleckten Einreichungs-PDF, ihr wisst schon, halt für die Business Intelligence.

Ist schon irgendwie lustig, dass sie immer noch nicht ihre RSS-Feeds gefixt haben, aber jetzt mehr eigene Podcasts wollen.

Die Reaktionen von Desinteresse bis Verschwörungstheorie Skepsis überraschen mich ehrlich gesagt etwas. Ich sehe da eine große Chance für neue Formate, gerade solche, die als unfinanziertes Hobbyprojekt nur schwer möglich wären. Und dass ein Unternehmen wie Audible (was auch immer eins jetzt von denen hält) Geld und Vertrauen in Audioformate investiert, sehe ich als deutliche Bestätigung, dass Podcasts der Nische entwachsen sind, in die sie immer noch so gern gesteckt werden.

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Ich finde es nur schade, dass es nicht mehr jedem möglich sein wird solche Formate zu hören.

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In einem Wort: Cool!

Klar könnte Audible nur auf „Ideen-Suche“ sein.
Aber das glaube ich nicht. In den X-Jahren Radiogeschichte gibt es genug Ideen, die man auswerten kann und wieder aufwärmen könnte. Da braucht man keinen Aufruf starten.

Ich denke es geht Audible um das Gesamtpaket: „Köpfe“ + „Idee“ + „Umsetzung“
Dann wird das getestet und wenn es ankommt wird die schiene „Podcast“ weitergeführt.

Stimme ich 100% zu.
Wenn Audible einigen Podcastern zu mehr Aufmerksamkeit (und hoffentlich auch etwas Geld) verhilft ist das nur gut.

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Ich befürchte die Einreichungen, die bei so seiner Kampagne am Ende ausgewählt werden, wären für mich gerade nicht nischig genug. :grin:

So jetzt dürft ihr weiter schwärmen.

Niemand schwärmt hier, aber Audible bringt denke ich die Möglichkeit Projekte zu finanzieren, bzw. andere arbeitsintensive Konzepte indirekt quer zu finanzieren. Es gibt sicher viele Ideen für Podcasts, aber von irgendwas muss der Schornstein rauchen. Endweder kann es sich in Zukunft nur noch erlauben zu podcasten, der gut situiert ist und die Technik und laufenden Kosten, aus seinem privaten Budget bezahlen kann, oder es werden Euro in den Markt gepumpt und ermöglichen so anderen, nicht wohl situierten Menschen ihre Projekte umzusetzen und damit dann auch ihre Nische quer zu subventionieren.

Also, bekäme ich einen guten Deal von Audible, könnte ich meine Kernmarke vllt. ausbauen und somit auch wieder in die Nische zurück schallen.

So lange es keine besseren Finanzierungsmodelle gibt, die funktionieren (Flattr, Patreon und Paypal funktionieren nicht - zumindest nicht breit!) gibt es wohl kaum einen anderen weg, als dass sich Großkonzerne mit ihrem Kapital einmischen.

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Es ginge am Thema vorbei über Podcastfinanzierung allgemein zu sprechen, insofern will ich nur darauf hinweisen, dass man auch versuchen sollte Podcastproduktion so billig wie möglich zu machen.

Die Einlassung war eigentlich nur als mein Ausstieg aus dem Thread gemeint. Denn wie gesagt, ich vermute Audible wird eher Formate für die Breite suchen. Insofern werde ich das nicht weiter verfolgen.

Dem @Wilhelm kann ich nur zustimmen. Dazu passt übrigens ein Rant von Linus Neumann im Epilog von http://logbuch-netzpolitik.de/lnp189-putsch-notification. Hab’ ich mit Vergnügen und Zustimmung gehört.

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Hm, aber die Aussagen von Linus und die obige von @Wilhelm widersprechen sich doch irgendwie, oder missverstehe ich Dich?

Ich fand diesen Teil von LNP nämlich leider gar nicht so vergnüglich. (siehe auch Sendungen exklusiv bei einzelnen Plattformen - #56 von SteveRueck)

Ich bezog mich auf den Satz [quote=“Wilhelm, post:9, topic:3441, full:true”]
Ich finde es nur schade, dass es nicht mehr jedem möglich sein wird solche Formate zu hören
[/quote]

Und darauf hob Linus auch ab, als er über Download der App sprach. Wenn es einen Feed gibt, dann habe ich eine große Software-Auswahl zum Hören. Ansonsten bin ich der Plattform-Software ausgeliefert

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Ah, ok. In dem Punkt stimme ich zu.

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Ich kann Linus da verstehen, sehe das aber etwas anders.

Weil einerseits auch viel (zurecht) rumgejammert wird, dass Podcaster Probleme haben, sich zu finanzieren… Und wenn jemand wie Amazon da einsteigt, kann das auch positive Effekte auf das Podcasting haben…

Die momentan Szene dürfte das eh nicht tangieren, da verdient eh kaum niemand dran. Andererseits könnte Podcasting damit etwas salon-fähiger werden. Wer sagt denn, dass Audible nicht auch bestehende Podcasts als zusätzlichen Content integrieren kann? Amazon Prime Video hat ja auch nicht nur Eigenproduktionen im Angebot und braucht da auch „Füllmaterial“.

Meinem Vater zu erklären wie er einen Podcachter bedient, habe ich mittlerweile schon aufgegeben, ihm aber zu zeigen wie er in der Prime App jetzt noch zusätzlichen Content findet, könnte ich mir eher vorstellen…

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Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf das von den Machern anfänglich euphorisch gefeierte Zusammengehen von http://viertausendhertz.de und Spotify und sein abruptes Ende.
Kann man in den Folgen von “Frequenz 4000” unter http://viertausendhertz.de/frequenz-4000/ nachhören.

Nochwas zum Thema:

Der Artikel "Plattformen rücken der Podcast-Community auf die Pelle"
unter https://netzpolitik.org/2016/plattformen-ruecken-der-podcast-community-auf-die-pelle/

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