2 Podcaster - 2 Mikros - aber welche?

Habe mehrdimensional recherchiert. Berufskrankheit :wink: Mein Kollege HF-Techniker (bin Radiojournalistin) hat mir das e845 empfohlen. Wenn’s nicht funktioniert, kann ich die ja auch noch immer 30 Tage lang umtauschen.

Alles klar. Je nach Umgebung kann die veränderte Charakteristik ja auch vorteilhaft sein. Ich bin gespannt aufs Resultat. :wink:

Das verrate ich im neuen Jahr. :sunglasses:
Den meisten eurer Einschätzungen stimme ich jedenfalls zu. So viel sei verraten.

Liebe Grüße von einer Silvesterparty
(ja, alles feiert, einer schafft)

1 „Gefällt mir“

So, das Neue Jahr ist 3 Tage alt. Auflösung, Auflösung, Auflösung! OK, bitte :slight_smile: - ja?

Nun denn… :sunglasses:
Zunächst zu den Einschätzungen:

  • Auch ich finde, dass A etwas mehr Volumen bietet. Allerdings auf Kosten von …

  • … der Transparenz, die bei B besser ist. Und: Nein, es klingt nicht metallischer (das ist der akustisch unsauberen Umgebung zu verdanken), sondern ich habe einen leichten S-Fehler.
    Jetzt wird es kompliziert: Lieber A nehmen, das so etwas verzeiht (aka: verschluckt) oder B, das etwas ehrlicher aufzeichnet?

  • A liefert mehr Pegel im Sinne von Peaks, während B gleichmäßiger in der Lautheit (RMS = quadratischer Mittelwert) aufzeichnet. Soll heißen, B nimmt einem Sauereien im Eifer des Gefechts nicht so schnell übel, während A eher aus dem RMS ausbricht und zugunsten der tatsächlichen Lautstärke zu Peaks neigt.

Fazit: Es kommt also auf den Aufnahme- und Anwendungsfall an.

Auflösung:

  • A ist tatsächlich das Shure SM58,
    während
  • B das Sennheiser e835 (s) ist.

Um die o.a. Thesen zu belegen, habe ich spontan noch mal beide Mikrofone mit dem beschriebenem Versuchsaufbau, diesmal jedoch am Steinberg UR Interface und dem Text “Sendegate - die Podcasting Community” angesprochen.
Screenshots von Audacity (ja, ihr dürft lästern):

  • Originalaufnahme

Schon hier ist erkennbar, dass die obere Spur (SM 58 = A) zwar generell leiser = weniger Pegel, aber einen Ticken mehr Lautstärke (dunkelblau) jenseits des RMS (hellblau) produziert. Man könnte andererseits meinen, das Sennheiser 835 = B würde feiner auflösen, aber das wäre zu weit gegriffen.
Dies würde aber einerseits das Volumen bei A und andererseits die deutlicheren S-Laute bei B erklären.

  • Interessant wird es nun bei der Normalisierung nach Peak
    (Spuren getrennt normalisiert auf 0 dB):

Jetzt scheinen die Unterschiede zu schwinden. Stimmt aber nicht ganz; darauf komme ich beim dritten Screenshot noch mal zurück.
Ergo: In der Nachbearbeitung bleibt der Klang, solange die Verstärkung kein Rauschen mit hoch zieht - was wiederum an der Qualität des Vorverstärkers liegt.

Nun hatte ich euch aber ein ReplayGain auf 91,3 dB angeboten - und keiner hat gemerkt, dass es bei beiden Aufnahmen gleich mehrfach geclippt hat. :stuck_out_tongue_winking_eye:

  • Der Fairness halber habe ich hier mal beide Spuren getrennt mit einem ReplayGain von 89,0 dB bearbeitet:

Hier spielt nun wiederum Mikrofon B = Sennheiser e835 seine Stärken aus, weil es mit den Peaks besser umgehen kann.

Betrachtet noch mal in der Normalisierung (vorheriges Bild) die obere Spur (A, Shure SM58) bei 1.60, wie stark der Peak da raushaut und kurz vor dem Clipping steht - im Gegensatz zur unteren Spur.
Bei der ReplayGain-Bearbeitung jedoch greift der RMS, und da liefert das Sennheiser = B tatsächlich das bessere Ausgangsmaterial, weil es gleichmäßiger und gutmütiger arbeitet.

Ich weiß, anhand eines 3-sekündigen Schnipsels ist das nur schwer zu beurteilen, aber ich habe mit dem 835er schon den (oft erwähnten) “Straßenkampf” gefochten: Interviewsituationen …

  • auf der Parade zum CSD im Lärm der vorbeifahrenden Paradewagen,
  • bei einem Ableger einer Pegida-Demo und der (lauten!) Gegendemo,
  • auf einer Aftershow-Party mit DJ, enthusiastische O-Töne der Gäste einsammelnd,
  • in einem Café bei einem come-together (Promi entdeckt und gegriffen)
    sowie
  • am Rande einer Sportveranstaltung (geile Atmo mit aufgezeichnet).

Da möchte ich die Transparenz und Ausdifferenzierung des Sennheisers nicht missen; so etwas traue ich meinem SM58 einfach nicht zu.

Sprache betreffend muss das jeder für sich herausfinden. Nochmals: Nicht das Mikrofon macht den S-Fehler, sondern ich.
Nur: Wenn dieser Fehler bei der Aufnahme verschluckt wird (soll ich dafür nun “Danke” sagen oder nicht?), was vermupfelt es dann noch so?

Volumen hin oder her: Das Shure hat einen Tick mehr Wärme, das Sennheiser etwas mehr Brillanz / Transparenz.
Ihr werdet es für euch selber herausfinden müssen. Derzeit ist das 835er etwas günstiger als das SM58 und hat - rein vom Papier her! - die besseren technischen Daten.

Puh!

4 „Gefällt mir“

Vielen Dank für die detaillierten Ausführungen! Die übersteigen unsere Anforderungen vermutlich.

Fast schon schade, dass man die Wahl (in vielen Fällen) wohl auf den Preis herunterbrechen darf: Nehmt das Günstigere.

2 „Gefällt mir“

Wow! Das nenne ich mal eine ausführliche Analyse! Knaller. Vielen, vielen Dank für die Arbeit :slight_smile: - Ich hab das übrigens nicht als S-Fehler empfunden - vielleicht, weil ich den selber haben… Es klang nur schärfer. Dann bin ich mal gespannt, wo ich das e845 da einsortiere…

@Joey: “Nehmt das günstigere” kann ich total nachvollziehen. Blöderweise bin ich was das angeht immer sehr unvernünftig :smiley: Und wehe, das hat sich nicht gelohnt! :wink:

1 „Gefällt mir“

Also ich möchte ganz massiv von Sennheiser 835 845 825 und Vorallem eim Shure SM 58 - also den klassikern abraten - die sind halt bekannt können aber nichts was ein moderneres Mikrofon nicht wesentlich besser könnte.

Nehmen wir hier z.b ein Sennheiser 935 und 945 bzw ein Rode NT5 diese sind kaum teurer und um längen besser - da transparenter und sie nehmen weniger Bühnen lärm auf ja sie machen es auch Mikros in der 300euro Liga schwer.

Das HMC Headset mit einem H4 oder einem Tablett das per OTG USB ein kleines Interface versorgen kann wäre sicher preisleistungs mässig noch ne idee.

1 „Gefällt mir“

…hat keine elastische Kapselaufhängung, taugt also nicht so sehr für den Einsatz aus der Hand.
Wie ist das da mit (eingebautem/fehlenden) Poppschutz?

Man nimmt einfach ein kleines Stativ - bastelt sich was aus einem noname mikro als spinne und nimmt einen üblichen popscutz oder windschutz - gibts alles von Rode passend dazu und auch bezahlbar.

die idee wäre noch eine Interview situation am Tisch wie im Radio zu schaffen und mit einem 8ter charakteristik Mikrofon aufzunehmen.

Der effekt das eine frauen stimme warm klingt kommt ja auch erst zum tragen wenn man nahe ans mikro geht alos den proximity effekt siehe wikipedia nutzt - und da muss man dann auch diszipliniert dran bleiben.

wichtig wäre mal gerade die thomann suche in div Preiskategorien mal zu nutzen was es da noch gibt an geräten - diese wirft natürlich leider längst nicht alle Produkte aus die thomann führt.

Seis drum der Preisleistungs standart vom Sendegate mit HMC und co ist sicher kein schlechter einstieg den sollte man dann einfach blind kaufen da macht man nicht so viel falsch.

[quote=„pinknoise, post:30, topic:4568, full:true“]
Man nimmt einfach ein kleines Stativ - bastelt sich was aus einem noname mikro als spinne und nimmt einen üblichen popscutz oder windschutz [/quote]

Ist aber dadurch nicht als Reportermikro nutzbar (oder habe ich gerade die Threads verwechselt?)

[quote=„pinknoise, post:30, topic:4568, full:true“]
die idee wäre noch eine Interview situation am Tisch wie im Radio zu schaffen und mit einem 8ter charakteristik [/quote]

Nein - man will pro Person ein eigenes Mikro, um besser auseinanderdividieren und -mischen zu können

Das gilt für alle Mikrofone, die keine Headsets sind.
Daher sind für Quatschrunden auch ebensolche empfehlenswert, wenn die Runde nicht gerade aus Live-Musikern besteht. :wink:

1 „Gefällt mir“

Heißt auf Deutsch auch Nahbesprechungseffekt :wink: Und wenn man nebenbei noch beruflich mit dem Equipment arbeitet, schadet es eigentlich gar nicht, da ein bisschen was zu investieren. Ich hab auf jeden Fall den ganzen Tag schon Herzchen in den Augen, wenn ich mit dem Zoom H6 rumhantiere. Was’n Gerät! Und was den Klang angeht, gefallen mir die e845 tatsächlich sehr gut, auch was die Kompatibilität mit meiner Stimme angeht, vor allem, wenn ich den Nahbesprechungseffekt ausnutze. An der Raumakustik muss ich allerdings noch was ändern, da kommt zu viel Hall mit.

Ich gebe dir allerdings insofern Recht, dass es natürlich günstigere Lösungen gibt für Podcaster, die das als Hobby betreiben und eben nicht auch noch beruflich damit arbeiten. Da ist die Anschaffung eines Zoom H6 tatsächlich ne enorme Investition :slight_smile:

2 „Gefällt mir“

Hm ich würde mal etwas destruktiv/provokant einwerfen: man hat in der Post-Production auch noch so ein Hilfsmittel wie EQ, mit dem sich da wahre Wunder zaubern lassen…
Ernsthaft: bei meinen Mikro-Tests fällt mir immer wieder auf, dass es jenseits der wirklich relevanten Unterschiede durch die Bauform (dynamisch, Kondensator, Großmembran, Richtcharakteristik) zwar bei ordentlicher Bauform noch hörbare Unterschiede gibt, diese dann aber in einem Bereich liegen den man mit beherztem EQ-Einsatz so angleichen kann dass ich bezweifeln würde, dass man in einem Doppel-Blindtest noch einen Unterschied hört. Zumal nach Auphonic und MP3 Kodierung.
Das ist dann natürlich nicht true und überhaupt ganz böse, aber: das Ergebnis am 5€-Hörer in der U-Bahn zählt.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: dass es mir generell um Wohlklang geht, ist hoffentlich ersichtlich. Aber ab einer gewissen Qualitätsstufe nimmt der Grenznutzen doch sehr ab, und die Optimierungsbemühungen werden eher zum Fetisch.

Das gilt dann etwa auch für die Diskussion von Pre-Amps - bei einem höher zu verstärkenden dynamischen Mikro sollte der auch bei hohem Gain noch rauscharm klingen, aber für normale Kondensatormikros ist meinen doch umfangreichen Tests nach der Pre-Amp einfach mal: komplett egal.

2 „Gefällt mir“

Den Eindruck hatte ich auch - und deshalb hab ich dann einfach entschieden, was ich für mich persönlich brauche. Aber: ohne eure Hilfe und die hier stattfindende Diskussion (Fetisch hin oder her) hätte ich sicher keine annähernd so gute Entscheidung treffen können. Von daher: DANKE! Ihr habt mir sehr geholfen.

OK, einen kleinen Einwand hab ich noch: was in einer Stimme per se nicht vorhanden ist, lässt sich auch nicht reineuqilizern. Damit meine ich vor allem den Persönlichkeitsanteil, den manche Stimmen transportieren und andere eben nicht. Das ist so individuell wie Fingerabdrücke und persönlicher Sprech-/Sprachstil :slight_smile:

3 „Gefällt mir“

…und so sehr ich den Nerd-Level der Untersuchung von @UliNobbe feiern kann: für einen Podcast ist da kein relevanter Unterschied zu hören. Es hat mehr Einfluss, ob ich in meinem Aufnahmeraum einen Sessel verschiebe.

Deshalb kann man sich da dennoch gern mit beschäftigen aber: wir sollten uns doch bemühen, den Anfängerinnen hier nicht den Eindruck zu vermitteln, dass man das ernsthaft müsste.

Die wesentlichen Probleme der deutschen Podcastszene sind dann vielleicht doch eher Skype und Gaming-USB-Mikros :slight_smile:

5 „Gefällt mir“

OK, dann mein Tipp an alle Anfänger: Fangt oben an zu lesen und hört auf, wenn’s euch zu nerdig wird :wink: Ich hab hier auch nur die Hälfte verstanden :joy:

5 „Gefällt mir“

e835: CHF 83.-
e935: CHF 173.-
(Preise bei Thomann etwa vergleichbar. Das e935 ist sogar weit teurer.)

Das ist eine Verteuerung um über 100%. Das Freifeld-Leerlauf-Übertragungsmass (bei 1kHz) beim e935 ist nur um 0,1 mV/Pa höher. Für mehr als den doppelten Preis.
Das Rode NT5 ist ein Kondensator-Mikrofon. Ja, auch einsetzbar, aber halt eine andere Kategorie. Wobei, zugegeben, eine, die ich fürs Podcasting nutzen würde und öfter vergessen geht. Und auch viel teurer.

Entsprechend möchte ich, bewusst und begründet, bei meiner Empfehlung des e835 bleiben.

Bravo.
Einfach nur: Bravo.

Eben deshalb muss ein Mikrofon auch zur Stimme passen. Genau deshalb habe ich ja viele Modelle im Laufe der Zeit aussortiert. Und ich werde weiter testen (von @rstockm als „Nerd“ bezeichnet zu werden - ich musste lachen, das ist mir ja noch nie passiert!), weil mich die Neugier antreibt.

Nun gut, ich bin auch nach wie vor kein klassischer Podcaster. Diesen Vorwurf muss ich mir gefallen lassen. Eher ein O-Ton-Jäger und on-the-fly-Interviewer.

Entschuldigung, aber diesen Rat kann ich ebensowenig unterstützen wie Du vom e835 oder SM58 abrätst.

Ich würde das NT5 weder als Sprecher- noch als Interviewmikrofon einsetzen. Es ist viel zu scharf und zu spitz und würde gerade meinen S-Fehler zu äußersten Peaks führen.
Das deutlich günstigere M5 als Matched Pair weist mehr Wärme bei ebenso guter Detailtreue auf. Doch selbst an diesem Mikrofon scheitere ich mit meinem Bariton: Ein eingesprochener Text wurde zwar präzise, aber eben nicht mit dem nötigen Wohlklang aufgenommen. Das NT5 war noch kristalliger.

An diese Mikrofone bin ich nur geraten, weil sie in der Firma vorhanden sind und ich bei einem der NT5 mal die Kapsel tauschen musste. Da hatte die Gelegenheit zu Tests. Normalerweise nehmen wir damit Instrumente ab. Selbst an einem Piano war mir das NT5 zu scharf und am Mischpult nur schwer zu bändigen. Da ist ein M5 schon gefälliger (und schon wieder günstiger, obwohl ich diese Strategie eigentlich nicht mag).
Ohne eigene Erfahrungen: Ich habe in Tests gelesen, dass das NT5 bei der Gitarrenabnahme spätestens mit Stahlsaiten ernsthafte Probleme bekommt.

Bei mir persönlich ist auch ein Røde im Einsatz - und zwar das vergleichsweise günstige M3. Mit seiner 3/4" Membran ist es ein Grenzgänger zwischen Klein- und Großmembran und die Empfindlichkeit von 6,3 mV ist nicht so brutal, als dass nicht einfache raumakustische Maßnahmen es zu bändigen vermögen.

Aber mit allem, was kleiner ist, bekomme ich aufnahmetechnische Probleme. Linearität ist ja was feines, aber auf Dauer läuft sie dem von @rstockm erwähnten Wohlklang zuwider.

Sprechproben mit dem M3 an einem akustisch unsauberen und einem mit wenig Geld optimierten Platz gerne auf Anfrage.
Übrigens: Es gibt eine passende Spinne: SM4. Wie das bei mir aussieht, kann sich jeder en detail noch mal hier anschauen.

Ach ja, ich habe mal ein Outdoor-Inteview mit dem M3 am (alten) Zoom H4 - ohne -n - geführt. Das war schon nicht ganz so einfach. Und wenn man überlegt, dass manche Radiomenschen mit dem AKG C1000S (dem Vorbild zum M3) auf O-Ton-Jagd gehen… also ich tät’s nicht mehr.
Das Thema wurde aber, glaube ich, in einem anderen Faden schon diskutiert.

@FrauNora: Sind wir uns in den radioforen schon mal begegnet? :wink:

1 „Gefällt mir“

@UliNobbe Ich denke nein :slight_smile: Ich lauf aber da auch immer unterm Radar :wink: Ich bin nicht so gut einzusortieren… ich mach als Sportjournalistin nen Geschichtspodcast. Damit fängts schon an…

1 „Gefällt mir“

Sehr sympathisch. :joy: